• 30. November 2018

    (Wie) Kann Öko-Landbau ohne Tierhaltung
    nachhaltig sein?

    Diagramm Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft

30. November 2018

(Wie) Kann Öko-Landbau ohne Tierhaltung nachhaltig sein?

Die Jahresveranstaltung der „Initiative Grundwasserschutz durch Öko-Landbau“

Kann viehloser oder vieharmer Ökolandbau nachhaltig gelingen, und wenn ja, wie? So lautete das Thema der diesjährigen Herbsttagung in Unterfranken. Rund 80 Interessierte kamen ins Amt für Landwirtschaft und Ernährung nach Würzburg.

Die Referenten: hinten, v.l.: Christian Guschker, Prof. Dr. Knut Schmidtke, Bernhard Schwab, Eugen Köhler; vorne v.l.: Dr. Peer Urbatzka und Dr. Robert Hermanowski

Die Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung sowie das Landesprogramm BioRegio in Bayern haben das Ziel, den ökologischen Landbau als besonders nachhaltige Wirtschaftsweise auszuweiten, weil dieser besonders ressourcenschonend und umweltverträglich ist. Wichtiges Prinzip im ökologischen Landbau ist ein möglichst geschlossener Betriebskreislauf, der am besten erreicht wird, wenn Pflanzenbau und Tierhaltung miteinander kombiniert sind. In Unterfranken wirtschaftet ein Großteil der Ökobetriebe jedoch ohne Tierhaltung. Dieser besonderen Herausforderung stellten sich die Veranstalter und Referenten der Herbsttagung 2018 der Aktion Grundwasserschutz thematisch.

„Auch in viehlosen Betrieben müssen etwa 3-4 Großvieheinheiten Bodenleben pro Hektar ernährt werden“, sagte Heiko Lukas vom Amt für Landwirtschaft in Würzburg in seiner Begrüßung. Dieses Kapital gelte es zu erhalten, z.B. durch den Anbau von Zwischenfrüchten. „Seit Beginn des Jahres 2018 ist jeder Monat zu trocken gewesen. Ohne ausreichend Wasser funktioniert Landwirtschaft nicht“, resümierte Christian Guschker von der Regierung von Unterfranken in seinem Grußwort. „Über 90% der Bevölkerung finden Nachhaltigkeit gut, was sich allerdings genau dahinter verbirgt, darüber sind die Vorstellungen recht unklar“, meinte er.

„Ökolandbau ist wie Zehnkampf eine Gesamtdisziplin, bei der verschiedene Einzeldisziplinen erfolgreich absolviert werden müssen“, erklärte Dr. Robert Hermanowski, Geschäftsführer vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) im einführenden Vortag. Für eine ganzheitliche Bewertung von nachhaltigem Wirtschaften seien vielfältige Kriterien nötig. Untersuchungen zeigten, dass Ökobetriebe im Durchschnitt klimaschonender als Konventionelle wirtschafteten.

Im viehlosen Betrieb werden die für die Bodenfruchtbarkeit wichtigen Futterleguminosen häufig zu Gunsten von Körnerleguminosen reduziert. Allerdings führt „der Ersatz von Kleegras durch eine Körnerleguminose zu geringeren Erträgen und schwächeren Qualitäten des nachfolgenden Getreides“, stellte Dr. Peer Urbatzka von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft klar. Die bessere Vorfruchtwirkung eines zweijährigen Kleegrases im Vergleich zu einjährigem Kleegras sei an den höheren Knollen- und Weizenerträgen der Nachfrüchte erkennbar, dies hätten Fruchtfolgedauerversuche in Oberbayern gezeigt.

„Futterleguminosen sind auch im biologisch wirtschaftenden Ackerbaubetrieb existentiell wichtig“, erklärte Prof. Dr. Knut Schmidtke von der Hochschule für Technik und Wirtschaft, Dresden. Der Experte für Bodenfruchtbarkeit im Ökolandbau erörterte, wie der unvermeidliche Nährstoffexport über Marktfrüchte ökologisch wirtschaftender Ackerbaubetriebe durch organische Düngemittel ersetzt werden kann. Innovative Dünger aus Kleegras seien Systeme wie „Cut and Compost“ oder „Cut and Carry“. Hierbei wird junges Schnittgut von Klee kompostiert oder frisch geschnitten direkt auf den Acker ausgebracht.

Eine Einschätzung, ob das Thema Nachhaltigkeit in Zukunft bei der Förderung sowie bei rechtlichen Fragestellungen an Bedeutung gewinnen wird, gab Eugen Köhler vom Bayerischen Bauernverband. „In der neuen EU Öko-Verordnung gibt es keinen Fortschritt im Hinblick auf Nachhaltigkeit“, räumte er ein. In Österreich hätten beispielsweise viele Betriebe bereits im Grünland Versorgungsprobleme mit Phosphor. Mit der neuen EU-Düngemittel-Verordnung sowie der deutschen Klärschlamm-Verordnung gebe es die Möglichkeit, mehr Nährstoffe aus der Lebensmittelkette in den Betriebskreislauf zurückzuführen. Ob diese auch im Ökolandbau erlaubt sein sollen, sei noch zu klären. Für die Gemeinsame Agrarpolitik nach 2020 sei insgesamt nur mit einer moderaten Kürzung im Agrarhaushalt zu rechnen.

„Die Zukunft des ökologischen Ackerbaus in Unterfranken muss nachhaltig sein“, fasste Bernhard Schwab in seinem abschließenden Vortrag zusammen. Neben ökologischen Aspekten wie z.B. einem sorgsamen Umgang mit dem Nährstoff Stickstoff zur Verminderung von Einträgen in Grund- und Oberflächen-Gewässer oder einer vielfältigen Fruchtfolge gehörten auch soziale und ökonomische Aspekte zur Nachhaltigkeit. Aufgrund der höheren Wertschöpfung hätten im Ökolandbau auch Betriebe noch eine Perspektive, die für konventionelle Bewirtschaftung zu klein seien. Wohnortnahe Arbeitsplätze könnten so erhalten bleiben. Das „Bemühen um gute Erträge“ oder der „Aufbau funktionierender Ketten vom Feld bis zum Teller“ durch direkte Kontakte zu Abnehmern oder in der Direktvermarktung seien elementar wichtig für eine nachhaltige ökologische Landwirtschaft.

Die Veranstaltung wurde von Kerstin Spory vom FiBL moderiert.

Vorträge zum Download

  • Einführung „Wie nachhaltig ist der Ökolandbau?“ Dr. Robert Hermanowski (Forschungsinstitut für biologischen Landbau e.V.)
  • Wie nachhaltig wirtschaften Bio-Markfruchtbetriebe? Ergebnisse von Langzeitversuchen der LfL Dr. Peer Urbatzka (Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft)
  • Wie können die Herausforderungen im Bio-Marktfruchtbetrieb hinsichtlich des Erhalts der Bodenfruchtbarkeit gemeistert werden? Prof. Dr. Knut Schmidtke (Hochschule für Technik und Wirtschaft, Dresden)
  • Förderung für den Öko-Landbau – wird Nachhaltigkeit in Zukunft an Bedeutung gewinnen? Eugen Köhler (Bayerischer Bauernverband)
  • Wie kann die Zukunft des ökologischen Ackerbaus in Unterfranken aussehen? Bernhard Schwab (Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Bamberg)
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