• Situation in Unterfranken

    Gefahren und Empfehlungen

    Wasserhahn vor Sonnenuntergang

Gefahren entdecken und handeln

Äcker, Weinberge und Gärten, Siedlungen, Industriebetriebe und Straßen prägen neben naturbelassenen Landschaften das Gesicht Unterfrankens. Überall wo Menschen leben und arbeiten, gelangen Stoffe in die Umwelt. Der Regen kämmt sie aus der Luft oder wäscht sie von Boden und Asphalt ab und trägt sie teilweise bis ins Grundwasser. Wo die natürliche Reinigungskraft des Bodens nicht ausreicht, ist die Gefahr besonders groß. Durch die naturgegebenen Verhältnisse müssen wir in Unterfranken besonders sensibel sein.

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Landwirtschaft

In Unterfranken sind aufgrund der naturgegebenen Randbedingungen immer wieder erhöhte Nitratbelastungen festzustellen. Nitrat gelangt vor allem durch stickstoffhaltige Mineraldünger in die vielerorts durchlässigen Böden und so auch ins Grundwasser.

Mehr als 40 Prozent der Fläche Unterfrankens wird landwirtschaftlich genutzt. Durch eine angepasste Bewirtschaftung ihrer Flächen können Landwirte Einfluss auf die Nitratbelastung des Grundwassers nehmen, z.B. indem sie möglichst restriktiv und bedarfsgerecht düngen. Eine andere Möglichkeit ist der Anbau von Zwischenfrüchten, die im Herbst ausgesät werden und in der Lage sind, überschüssigen Stickstoff zu binden. Auf diese Weise kann die Nitratauswaschung in das Grundwasser vermindert werden.

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Illustration Landwirtschaft und Grundwasser
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1. Artgerechte Tierhaltung

Artgerechte Tierhaltung auf extensivem Grünland ist bester Grundwasserschutz. Unter Grünland ist der Nitrateintrag ins Grundwasser geringer als unter Ackerflächen. Die Anzahl der Tiere sollte an die Flächengröße angepasst werden, Futter wie Gras und Heu von hofeigenen Flächen stammen.

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2. Grünland

Unter Äckern, die gedüngt werden und zeitweise vegetationsfrei sind, können beträchtliche Mengen von Nitrat ins Grundwasser gelangen. Bei extensiv genutztem, das heißt wenig gedüngtem, Grünland ist der Eintrag von Nitrat ins Grundwasser dagegen sehr gering. Grünland – Wiesen und Weiden, die sich besonders gut für eine grundwasserverträgliche Nutzung eignen – machen heute jedoch nur noch 17 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Unterfranken aus.

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3. Zwischenfrüchte

Die Bedeckung des Bodens mit Pflanzen im Herbst und Winter verhindert die Auswaschung von Nitrat ins Grundwasser. Zwischenfrüchte wie z.B. Phacelia können überschüssiges Nitrat binden und bilden zudem ein ökologisches Refugium für viele nützliche Insekten. Pflügt man sie im Frühjahr unter, können Getreide und andere Feldfrüchte die dann allmählich freigesetzten Nährstoffe aufnehmen.

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4. Düngung

Ackerbau kommt nicht ohne Stickstoffzufuhr aus. Eine Düngung entsprechend dem Stickstoffbedarf der Pflanze, um unnötige Überschüsse zu vermeiden, sowie besondere Düngeverfahren oder Düngerarten (z.B. mit Depotwirkung) dienen ebenfalls dem Grundwasserschutz.

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5. Braugetreide

Braugetreide darf im Vergleich zu Backgetreide nur wenig gedüngt werden, um eine hohe Brauqualität zu erhalten. Unterfranken liefert ideale Bedingungen für den Anbau von Braugetreide und besitz eine lange Tradition beim Bierbrauen. Eine Ausdehnung des Anbaus von Braugetreide anstatt z.B. Brotweizen, Raps oder Mais ist ein wichtiger Beitrag zur Sicherung der Qualität unseres Grundwassers.

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6. Uferrandstreifen

Die Anlage von z.B. Gehölzen oder Uferstauden am Gewässerrand schützt den Boden vor Erosion und das Gewässer vor Bodeneintrag. Bezüglich der Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln ist ein ausreichender Abstand zum Gewässer einzuhalten.

Garten und Weinbau – klein aber intensiv

Garten- und Weinbau bilden zusammen nur 1,1 Prozent der genutzten Fläche in Unterfranken. Trotzdem haben sie Auswirkungen auf das Oberflächen- und Grundwasser, da sie eine intensive Bodenbearbeitung mit Düngung und Pestizideinsatz sowie oft eine Bewässerung erfordern. Daher ist es wichtig, dass diese durchaus bedeutenden Wirtschaftszweige grundwasserverträglich wirtschaften.

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Illustration Wein- und Gartenbau in Unterfranken
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1. Obstland Unterfranken

Unterfranken ist das Obstland Nr.1 in Bayern: Fast jede Mirabelle, jede zweite Zwetschge und jeder dritte Apfel kommen aus Unterfranken! Fortschrittliche Gärtner setzen beim Obst- und Gemüsebau auf integrierte Anbaumethoden: auf möglichst resistente, gegen Krankheiten und Schädlinge weniger empfindliche Sorten und auf Nützlinge. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wird so stark vermindert.

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2. Feldgemüseanbau

Auch der Feldgemüseanbau – zum Beispiel von Gurken, verschiedenen Kohlarten, Rettichen, aber auch Spargel – ist ein wichtiger Wirtschaftszweig. Zum Schutz des Grundwassers empfiehlt sich der Einsatz von umweltschonenenden Pflanzenschutzmitteln bzw. der Verzicht, so weit es möglich ist.

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3. Bewässerung

Aufgrund der geringen Niederschläge muss Freilandgemüse in Unterfranken oft mit Grundwasser bewässert werden. Unter dem Vorbehalt, dass die Bewässerungsart an die jeweilige Frucht angepasst sein muss, bieten sich wassersparende Verfahren an, um die örtlichen Grundwasservorräte zu schonen. Beispielsweise die Kreislaufführung von Wasser bei Unterglasbetrieben, die Verwendung von gespeichertem Wasser anstatt Grundwasser oder die Tröpfchenbewässerung. Generell ist auf eine nachhaltige Grundwasserbewirtschaftung zu achten; d.h. nicht mehr Wasser darf entnommen werden als sich natürlicherweise durch Niederschläge wieder bilden kann.

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4. Weinbau

Weinberge prägen die unterfränkische Landschaft, der Frankenwein im Bocksbeutel ist ein wichtiges Stück unterfränkischer Kultur. Viele Winzer in Unterfranken arbeiten schon heute umwelt- und grundwasserverträglich. Beispielsweise wurde die durchschnittliche Düngermenge in den letzten 20 Jahren mehr als halbiert, die Nährstoffüberschüsse in den Böden deutlich vermindert.

Etwa 75 Prozent der bewirtschafteten Weinberge in Unterfranken werden heute wenigstens teilweise begrünt. So wurden der Nitrateintrag in das Grundwasser bereits deutlich gesenkt, der Wasserhaushalt verbessert und die Erosion an den Hängen gemildert.

Wald – Natürlicher Trinkwasserspeicher

41 Prozent der Fläche Unterfrankens ist mit Wald bedeckt. Der Wald ist unser bestes natürliches Schutzgebiet: er reinigt nicht nur die Luft, er ist auch ein wichtiger Trinkwasserspeicher.

Die Waldwirtschaft hat vor über 200 Jahren das Prinzip der Nachhaltigkeitentwickelt. Eine naturnahe Forstwirtschaft vermeidet Kahlschläge, entnimmt nicht mehr Holz als nachwächst, beugt der Bodenerosion vor, verzichtet weitestgehend auf Dünge- und Pflanzenschutzmittelund erhält den Wald langfristig. Ein willkommener Nebeneffekt ist der positive Einfluss auf das Grundwasser.

Größere Kahlschläge führen zur Auswaschung von großen Nitratmengen und zu Erosion; Grundwasser und Bäche werden belastet.

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Illustration Forstwirtschaft und Grundwasser in Unterfranken
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1. Trinkwassergewinnung

Wald hält das Niederschlagswasser fest wie ein Schwamm; der Waldboden reinigt das versickernde Wasser wie ein natürlicher Filter. Damit erfüllt der Wald für das Trinkwasser eine wichtige Funktion und ist ein guter Standort für die Trinkwassergewinnung.

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2. Laubwälder

54 Prozent aller Waldflächen Unterfrankens tragen Laubbäume. Laubwälder und Mischwälder mit einem hohen Laubholzanteil sind besonders gut für den Grundwasserschutz geeignet, denn Laubwald produziert im Vergleich zu Nadelwald durchschnittlich eine Million Liter Grundwasser pro Hektar und Jahr zusätzlich.

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3. Reinhaltung der Luft

Wälder sind vom Eintrag von Luftschadstoffen besonders betroffen, weil die Bäume die Schadstoffe aus der Luft gleichsam auskämmen. So genannte diffuse oder flächenhafte Belastungen entstehen vor allem durch den Straßenverkehr, Heizungen und Energieerzeugung und die Industrie. Aus der Luft werden sie mit dem Regen in die Böden und das Grundwasser eingetragen.

Rohstoffabbau – Naturstoffe mit Tücken

Viele für uns wichtige Rohstoffe, vor allem Baustoffe wie Kies, Sand, Gips und Natursteine, lagern unter der Erdoberfläche. Ihr Abbau ist – obwohl es um Naturstoffe geht – gefährlich für das Grundwasser: Schützende Deckschichten werden abgetragen, das Wasser leichter verunreinigt.

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Illustration Rohstoffabbau und Grundwasser in Unterfranken
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1. Schutz freigelegter Grundwasservorkommen

Beim Rohstoffabbau, in Unterfranken vor allem in Kies- und Sandgruben, werden die das Grundwasser schützenden Bodenschichten abgetragen. Die aus den ehemaligen Kiesgruben entstandenen Baggerseen stellen offen liegendes Grundwasser dar. Sie müssen schonend genutzt werden, denn wassergefährdende Stoffe können hier direkt in tiefere Grundwasserschichten gelangen.

Gelungene Renaturierungen von Kiesgruben bieten aber auch Chancen für eine umweltverträgliche Folgenutzung: z.B. wenn diese Seen als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden könnten.

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2. Rohstoffalternativen

Auch in Unterfranken sind die abbaubaren Rohstoffvorräte begrenzt. Es ist daher sinnvoll, Alternativen zum Abbau der natürlichen Rohstoffvorkommen zu entwickeln. Viel versprechende Möglichkeiten für neue Geschäftsfelder bieten z.B. das Recycling von Baustoffen.

Infrastruktur – So sicher wie möglich

Der Schutz des Grundwassers muss flächendeckend erfolgen. Dabei steht der Grundwasserschutz häufig im Konflikt mit anderen Nutzungen wie Bebauung, Verkehrswege oder Deponien. Diese Nutzungen bergen Gefahren für das Grundwasser, z.B. durch Abwasser, Unfälle oder Altlasten.

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Illustration Siedlungen und Grundwasser in Unterfranken
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1. Verkehrswege

5,5 Prozent der Fläche Unterfrankens sind von Verkehrswegen bedeckt – eine ständige Bedrohung für Oberflächengewässer und Grundwasser. Mit dem Regenwasser werden Schadstoffe, zum Beispiel Benzin und Öl, von Straßenoberflächen in die Gewässer gespült.

 Besonders gefährlich sind Unfälle mit wassergefährdenden Stoffen wie Chemikalien oder Mineralölen. Schon wenige Tropfen dieser Stoffe können Tausende von Litern Trinkwasser ungenießbar machen.

Jeder kann einen Beitrag zum Grundwasserschutz leisten, z.B. indem wir öfter auf das Auto verzichten, es regelmäßig gegen Ölverluste waten, rücksichtsvoll fahren und keine Unfälle provozieren. Auf Verwaltungsebene sollten beim Bau neuer Verkehrswege stets die Erfordernisse genau überprüft werden.

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2. Abwasserkanäle dicht halten

Wo Menschen wohnen und arbeiten entsteht zwangsläufig Abwasser, das meist über ein kompliziertes unterirdisches Leitungssystem zur nächsten Kläranlage geleitet wird. Durch undichte Stellen im Leitungsnetz kann Abwasser im Boden versickern und das Grundwasser als Trinkwasser ungenießbar machen.

Experten vermuten, dass mindestens 50 Prozent der privaten Abwasserkanäle in Deutschland undicht sind. Daher sollten Hausanschlüsse und private Kanäle spätestens alle 10 Jahre kontrolliert und ggf. saniert werden. Das betrifft ebenso die öffentlichen Kanalnetze und erfordert große finanzielle Anstrengungen. Wir müssen Verständnis dafür aufbringen, dass Umweltschutz nicht umsonst ist.

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3. Deponien

Altlasten wie z.B. „wilde“ Müllkippe stellen eine Gefahr für Boden, Wasser und Luft dar – und für die menschliche Gesundheit. Ebenso wie das Wegwerfen von Abfall in der Natur ist dies strikt zu unterlassen.

Der beste Schutz ist, möglichst viel Müll zu vermeiden, eine geordnete Abfallbeseitigung und die Entlastung von Deponien. Moderne Abfalldeponien sind so gut überwacht und abgesichert, dass sie einen möglichst guten Schutz des Grundwassers berücksichtigen.

Haus und Garten – jeder ist gefordert

Auch dort, wo wir wohnen, bestehen vielfältige Möglichkeiten zum Grundwasserschutz. Durch die tägliche Nutzung des Wassers, durch eine unsachgemäße Lagerung bzw. Verwendung von wassergefährdenden Stoffen und unser persönliches Verhalten haben wir vielfältige Einflussmöglichkeiten auf das Grundwasser.

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Illustration Haushalt und Grundwasser
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1. Hausanschluss

Hausanschlüsse sind Schwachstellen in der Kanalisation: Aufgrund von Setzungen des Fundamentes können sie leicht brechen, austretendes Abwasser sickert dann stetig in das Grundwasser. Kanalisation und Hausanschluss sollten daher regelmäßig durch einen Fachbetrieb auf ihre Dichtheit kontrolliert und gegebenenfalls rechtzeitig saniert werden.

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2. Versickerung von Regenwasser

Natürlich versickertes Niederschlagswasser trägt zur Grundwasserneubildung bei und entlastet die Kanalisation. Daher sollte die Flächenversiegelung so weit wie möglich reduziert werden und die Versickerung von Regenwasser über die belebte Bodenzone erfolgen. Hierbei helfen z.B. großfugige Natursteinpflaster, Schotterwege, Rasengittersteine in Einfahrten, die Versickerung über einen Gartenteich oder eine Versickerungsmulde.

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3. Privatgärten

Private Gärten nehmen in Unterfranken so viel Fläche ein wie Wein- und Gartenbau zusammen. Auch hier können wir über die reine Regenwassernutzung hinaus einen wertvollen Beitrag zum Grundwasserschutz leisten.

Anstatt Pestizide zur Bekämpfung von Insekten, Unkräutern oder z.B. Mehltau einzusetzen, sollten statt dessen krankheits- und schädlingsresistente Sorten angebaut werden. Die Garten-Nützlinge wie Marienkäfer, Spinnen oder Schlupfwespen bekämpfen dann Schädlinge auf natürliche Weise. Auch das Düngen sollte ökologisch und bedarfsgerecht sein; z.B. verbessert Kompost statt Mineraldünger den Pflanzenwuchs und die Bodengesundheit.

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4. Wasser sparen

Trinkwasser ist kostbar, daher sollten wir sparsam damit umgehen. In Haushalt und Garten kann ganz einfach Wasser gespart werden, indem wir zum Beispiel:

• Spararmaturen in Küche, Bad und WC einbauen
• bei Neuanschaffungen auf wasser- und energiesparende Haushaltsgeräte achten
• Waschmaschinen und Spülmaschinen nur vollständig gefüllt laufen lassen
• tropfende Wasserhähne sofort reparieren
• Autos nur in Waschanlagen waschen (hier wird das Wasser im Kreislauf geführt)
• Zisternenwasser für die Gartenbewässerung nutzen
• auf das Rasensprengen verzichten
• den übrigen Garten nur in den Abendstunden gießen, sodass wenig Wasser verdunstet.

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