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3. Dezember 2021
(Wie) Kann sich die (Öko-) Landwirtschaft an den Klimawandel anpassen?
lautete das Thema der Herbsttagung, die im zweiten Jahr virtuell stattfand.
Christian Guschker stellte in seiner Begrüßung heraus: „von 2015 bis 2020 hatten wir in Unterfranken elf Prozent weniger Niederschlag gegenüber dem langjährigen Mittel 1971 – 2000. Die Grundwasserneubildung ist dabei sogar um knapp 25 Prozent zurückgegangen, diese reagiert überproportional auf sinkende Niederschläge“, so der Projektleiter der Aktion Grundwasserschutz. Ein feuchtes Jahr reiche nicht, um diese Defizite wieder auszugleichen. Obwohl der Ökolandbau aufgrund von vielfältigeren Fruchtfolgen und meist etwas höheren Humusgehalten aufgrund von Kleegras-, Zwischenfruchtanbau und Kompostwirtschaft, besser gerüstet zu sein scheint, werden auch Biobetriebe ihre Bewirtschaftungsform anpassen und ggf. neu ausrichten müssen.
Mit welchen Auswirkungen des Klimawandels für die Landwirtschaft in Zukunft zu rechnen ist, erörterte Bianca Plückhahn vom Deutschen Wetterdienst. Dass Wetterextreme insgesamt zugenommen haben, zeigte sie anhand eindrücklicher Klimadiagramme: „ganzjährig ansteigende Temperaturen, verändere Niederschlagsverteilung und Anstieg der CO2-Konzentration, die Schwankungsbreite von Jahr zu Jahr ist jedoch groß“, so die Agrarmeteorologin. Da die Änderung des Klimas in naher Zukunft kaum noch möglich ist, sei eine Anpassung der Landbewirtschaftung nötig. Zur Anpassung an Extremwetterereignisse, stellte sie verschiedene Beratungsangebote (Wetterapps, Wetterfaxe sowie Internetangebote) zur kurzfristigen Planung vor.
Im zweiten Betrag erörterte PD Dr. Martin Wiesmeier, welche Möglichkeiten und Grenzen die Anpassung des Humusgehaltes im Hinblick auf eine Anpassung an den Klimawandel bietet. Wiesmeier leitet an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LFL) die Arbeitsgruppe Humus und Mikrobiologie und forscht auch am Lehrstuhl für Bodenkunde an der TU München zu diesem Thema. Humusaufbau sei in begrenztem Umfang durch Maßnahmen wie z.B. Integration humusmehrender Kulturen, Zwischenfrüchte oder Agroforstsysteme möglich. Reduzierte Bodenbearbeitung leiste kaum einen Beitrag zum Klimaschutz, da der Humus in obere Schichten umverteilt werde. Prognosen deuteten darauf hin, dass durch den Klimawandel langfristig eher mit Humusabbau zu rechnen sei. Allein um die aktuellen Humusgehalte der Böden zu erhalten seien daher humusfördernde Maßnahmen notwendig.
Werner Vogt-Kaute von der Öko-Beratungsgesellschaft mbH stellte vor, welche Kulturen und Sorten sich unter veränderten Klimabedingungen für den Anbau in Deutschland eignen. Aufgrund steigender Temperaturen könnten zwischenzeitlich in Bayern auch Kulturen wie z.B. Mais, Sonnenblumen, Soja, Hirsearten oder Durum angebaut werden. Das Anbaurisiko könne durch Diversifizierung der Fruchtfolge gemindert werden. Winterformen seien vor allem auf schlechteren Böden aufgrund der besseren Wasserausnutzung interessant. Bei Körnerleguminosen gebe es neue interessante Arten je nach Standort und Vermarktungsmöglichkeiten könnten z.B. Soja, Linsen, Platterbsen, Wicken oder Kichererbsen in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Gemengeanbau sei bei Körnerleguminosen sicherer und erhöhe den Gesamtertrag. Fruchtfolgen im Ökolandbau enthielten generell viel Getreide und Leguminosen, Ölfrüchte wie z.B. Sonnenblumen, Hanf oder Senf könnten bei entsprechendem Absatz interessante Alternativen sein.
Welchen Beitrag die Züchtung im Hinblick auf die Klimaveränderung leisten kann, stellte Dr. Barbara Eder von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft vor. Die vielen Wetterextreme machten es für die Züchtung schwierig auf bestimmte Merkmale zu züchten. Eigenschaften wie „Hohe Keimfähigkeit“, „Kälteverträglichkeit“ und eine „schnelle Jugendentwicklung“ seien aufgrund der kurzen Zeitfenster, die für die Aussaat im Frühjahr häufig nur zur Verfügung stehen, entscheidend. Ausgeprägte Wurzeln seien wichtig, so die Züchterin und für ein stärkeres Nähstoffaneignungsvermögen der Pflanzen gewönnen Symbiosen mit Bakterien oder Mykorrhiza an Bedeutung. Am Beispiel der Züchtung von offen abblühenden Populationen bei Mais erklärte sie, wie wichtig genetisch breit aufgestelltes Sortenmaterial für die Zukunft ist.
Johannes Eisert, erörterte am Beispiel des Gladbacherhofs, wie sich die Öko-Landwirtschaft an den Klimawandel anpassen kann. Der Gladbacherhof achte darauf, wasserschonend zu wirtschaften und angepasste Sorten einzusetzen, so könne z.B. der Anbau von Sojabohnen zukünftig eine Alternative zu Ackerbohnen darstellen, da sie zwar auch viel Wasser brauchten aber hitzetoleranter seien. Der Betriebsleiter des Lehr- und Versuchsbetriebs der Justus-Liebig-Universität Gießen gab interessante Einblicke in innovative Forschungsarbeiten, die im Kontext zum Klimawandel stehen: Anbau von Gemüse in einer Mulchschicht oder die Neuanlage von Agroforstflächen wie sie in tropischen Klimaten u.a. zur Verminderung der Erosionsgefahr bereits etabliert sind. In einem neuen Forschungsstall für Milchkühe werden die komplexen Wirkungen von ökologischer High- und Low-Input Milchproduktion auf Tier, Pflanze und Umwelt untersucht.
Der Koordinator der Initiative Grundwasserschutz, Bernhard Schwab, resümierte zum Abschluss der Veranstaltung: „Die Vielfalt der Kulturen zur Risikostreuung und die Aufnahme neuer an den Klimawandel angepasster Früchte hat im Ökolandbau gute Voraussetzungen, denn der Markt hat auch Platz für Nischenkulturen“. Beratungsangebote zum Kennenlernen neuer Kulturen und Anbauverfahren sollten während der Vegetationszeit genutzt werden.
Dass auch das Internetformat inzwischen gut angenommen wird, zeigte die große Beteiligung: mehr als 100 Interessierte – zum großen Teil aus Praxis und Beratung – nahmen an der virtuellen Tagung teil. Konzipiert und moderiert wurde die Tagung von Kerstin Spory mit Unterstützung von Leslie Risch (beide FiBL Deutschland).