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Wie offen ist der Markt für ökologische Produkte für eine verstärkte Umstellung in Unterfranken?
Bei der virtuellen Herbsttagung der Initiative Grundwasserschutz durch Ökolandbau gaben am 20. November 2020 Vermarktungsexperten eine Einschätzung, wie offen der Markt für Ökoprodukte für eine verstärkte Umstellung in Unterfranken ist. Über 60 Teilnehmende lauschten den Vorträgen und beteiligten sich intensiv an der Diskussion.
Bayern ist führend im deutschen Bioanbau, die ökologisch bewirtschaftete Fläche hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Elf Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche (LN) werden in Bayern ökologisch bewirtschaftet, in Unterfranken liegt der Öko-Anteil sogar bei rund 18%. Auch der Biomarkt entwickelt sich sehr dynamisch, in allen gängigen Verkaufsstätten – vom Naturkostladen bis zum Discounter – sind Bio-Produkte erhältlich. Aufgrund steigender Nachfrage, sind die Öko-Erzeugerpreise bisher weitgehend stabil. Doch welche Entwicklung ist zu erwarten, wenn viele weitere Betriebe die Chance nutzen, auf „Bio“ umzusteigen: Wie aufnahmebereit ist der Markt für weitere Öko-Produkte? Wieviel „Bio“ ist in Bayern machbar? Was müssen Umstellungsbetriebe beim Einstieg in die Vermarktung beachten? Welche Vermarktungsform passt zu welchem Betrieb? Diese Fragen sollten im Rahmen der diesjährigen Tagung beantwortet werden.
„Wir können feststellen, dass die Corona-Pandemie das Verhalten der Menschen im Hinblick auf die Ernährung verändert. Bio und Regional erleben durch die Pandemie einen neuen Aufschwung. Eine von der Gesellschaft gewünschte stärkere Regionalisierung bei Bioprodukten kann aber nur funktionieren, wenn die Bio-Betriebe auch Vermarktungsoptionen haben“, hob Christian Guschker, Projektleiter der Aktion Grundwasserschutz, in seinem Grußwort hervor.
Prof. Dr. Jan Niessen von der Technischen Hochschule Nürnberg stellte in einem kompakten Vortrag Strategien in der Öko- Vermarktung vor. Neben aktuellen Zahlen und Fakten zu Umsatz und Anbauausbreitung des Ökolandbaus zeigte er gesellschaftliche Entwicklungen, Trends und Perspektiven für die Ökovermarktung auf. Anhand der Bioland-Vertriebsstrategie erläuterte er, wie verschiedene Vertriebskanäle (von der Direktvermarktung bis hin zum Discounter) sich im Angebot an Produkten, Sortimenten und Leistungen unterscheiden und wie sie unterschiedliche Situationen und Bedarfe bei Verbrauchern bedienen.
Eine „Machbarkeitsstudie 30% Bio in Bayern bis 2030“ stellte Dr. Burkhard Schaer von ECOZEPT in seinem Beitrag vor. Die Studie von ECOZEPT und FiBL Deutschland wurde als Entscheidungsgrundlage im Auftrag der Landtagsfraktion „Bündnis 90‐Die Grünen“ erstellt. Die Rahmenbedingungen aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft seien für eine Zielerreichung von 30% Bio bis 2030 gut, auch die Anbaufläche und der Konsum entwickelten sich gut, allerdings sei die Entwicklung im Vergleich zu anderen Regionen langsam und eine stärkere Verknüpfung von regionalem Anbau und Bio-Anbau stehe noch aus.
Einen Einblick in die Vermarktung über Erzeugergemeinschaften gab Jörg Große-Lochtmann, Vorstand der Naturland-Marktgesellschaft. Er erörterte Unterschiede bei der Vermarktung an den Handel und an Erzeugergemeinschaften und stellte verschiedene Vermarktungsmodelle der Marktgesellschaft wie das „Premium-Sorglos-Paket“ mit 100%iger Abnahmegarantie der Speise- und Futtererzeugnisse oder Vertragsanbau mit Andienung an regionale Mühlen oder Bäckereien vor. „Heimische Ware, vor allem Verbandsware, ist sicherer im Absatz und wird besser bezahlt“, resümierte er und gab Anbauempfehlungen für konkrete Kulturen.
Der Geschäftsführer der Vermarktungsgesellschaft der Biobauern Pöttmes, Andreas Hopf, erklärte in seinem Vortrag, ein größeres Bioangebot führe nicht automatisch zu fallenden Preisen, aktuell wachse die Nachfrage nach heimischer Bio-Ware stärker als das Angebot. „Der Markt in Unterfranken ist offen für Bio-Erzeugnisse aus heimischem Anbau, insbesondere für Verbandsware. Unterfranken ist eine Region mit guten Voraussetzungen für viele Kulturen, liegt zentral zwischen Ballungsgebieten mit großer Bionachfrage und verfügt über gute Strukturen bei der Erfassung und Aufbereitung“, lautete seine Botschaft. Ein weiteres organisches Wachstum sei daher in Unterfranken gut möglich und biete weiteren Bio-Betrieben Entwicklungschancen.
Nicole Nefzger von FiBL Deutschland beleuchtete die Vermarktung von Bio-Produkten in die Außer-Haus-Verpflegung (AHV). Bislang sei der Bioanteil in den AHV-Markt mit nur einem Prozent am gesamten AHV-Marktvolumen noch extrem gering. Um die geplanten Maßnahmen im Rahmen von BioBio 2030 in Bayern erfolgreich umzusetzen, sei daher auch ein verstärkter Einsatz von regionalen Bio-Lebensmitteln in der Außer-Haus-Verpflegung wichtig. Der AHV-Markt könne aber nur ein Zukunftsmarkt werden, wenn das Potenzial der AHV als Multiplikator für Bio-Lebensmittel erkannt, die kommunale und staatliche Nachfragemacht genutzt und Bio und Regional zusammen gedacht und besser kommuniziert würden.
Mit eindrucksvollen Bildern stellte Wolfgang Schudt im abschließenden Vortrag den Berghof und sein innovatives Vermarktungskonzept vor. Auf dem Betrieb im Landkreis Aschaffenburg hält Familie Schudt Milchziegen und Mutterkühe und betreibt eine eigene Käserei. Die Produkte werden über den Hofladen, regionale Märkte, einen eigenen Partyservice und Online-Shop vermarktet.
Die rege Diskussion im Chat zeigte ebenso wie die Befragung im Anschluss, dass die Veranstaltung die Interessen der Teilnehmenden sehr gut getroffen hat. Organisiert und moderiert wurde die Online-Veranstaltung von Kerstin Spory (Projektleitern) und Leslie Risch (beide FiBL Deutschland).