• Praxistag Ökolandbau

    Umstellen Jetzt!?

    Weizen mit Mohnblumen

10. Juli 2015

Praxistag Ökolandbau der Aktion Grundwasserschutz zum Thema „Umstellen Jetzt!?“

Bei strahlendem Sonnenschein trafen sich am 10.07.2015 in Zellingen in Unterfranken interessierte Landwirte, Berater und Vertreter von Behörden auf dem Biolandbetrieb Graus. Dort fand der diesjährige Praxistag Ökologischer Landbau der Aktion Grundwasserschutz bereits zum achten Mal in Folge statt. Christian Guschker, Projektleiter der Aktion Grundwasserschutz, eröffnete mit einem Grußwort der Regierung von Unterfranken den Praxistag, zu dem gut 70 Besucher kamen. Die letzten Wochen mit starker Trockenheit hätten einen Vorgeschmack darauf gegeben, was in punkto Klimawandel in den nächsten Jahren vielleicht noch auf uns zukomme, so Guschker. Durch die geringen Niederschläge würden Stoffe wie Nitrat weniger verdünnt, dies sei problematisch für das Grundwasser. Er betonte, dass die 2007 gestartete Initiative Grundwasserschutz durch Ökolandbau ein wichtiger Bereich der Aktion Grundwasserschutz sei. Nach dem Grußwort von Harald Blankart (stellv. Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Karlstadt) leitete Bernhard Schwab (Koordinator der Initiative „Grundwasserschutz durch Ökolandbau“ und Berater am AELF Bamberg/Würzburg) den Praxistag ein. Er hob hervor, dass „gut geführte Bio-Betriebe die besten Botschafter für den Ökolandbau“ seien und Andreas Graus ein gutes Beispiel sei, da er seinen Betrieb „mit Hingabe“ führe. In diesem Jahr sei die Zahl der Ökobetriebe in Unterfranken erneut um 20% angestiegen und liege derzeit bei 611 Betrieben. Das seien 101 Betriebe mehr als im Vorjahr.

Anschließend stellte Betriebsleiter Andreas Graus seinen Betrieb sowie einen Teil seiner Flächen vor. Der Betrieb bewirtschaftet 96 Hektar – seit vier Jahren nach den Richtlinien von Bioland. Technisch ist der Betrieb von Graus gut aufgestellt. Er verwendet u.a. eine sechs Meter breite, kameragesteuerte Hacke, mit der er auch sein Getreide hackt, das mit 30cm Reihenabstand angebaut wird. Auf den Feldern konnten die Besucher die gut geführten Bestände von Erbsen, Winterweizen, Dinkel sowie Sommergerste besichtigen. Da der Betrieb neben Pensionspferdehaltung keine weitere Viehhaltung betreibt, bringt er als organischen Dünger Kleegrassilage auf seinen Feldern aus.

Nach der Feldbegehung erörterte Jan Plagge (Bioland-Präsident) in seinem Vortrag, dass die derzeitige Landwirtschaft unter Druck sei. Er verwies dabei auf die zunehmende Grundwasserproblematik, den Bodenmarkt und die Begrenzung natürlicher Ressourcen. Preissenkungen des Handels hätten die Landwirtschaft in der Vergangenheit stark geprägt. Es sei nötig, die Landwirtschaft umzubauen, dem Strukturwandel hin zu aufgeräumten, eintönigen Landschaften entgegenzuwirken. Daraufhin stellte er die Bioland-Prinzipien für die Landwirtschaft der Zukunft vor, diese stellten ein Leitbild und ein Ideal der Landwirtschaft der Zukunft dar. Sie beinhalteten u.a. Kreislaufwirtschaft, Förderung der Bodenfruchtbarkeit, eine artgerechte Tierhaltung oder die Förderung der biologischen Vielfalt. In Bayern stünden die Chancen für den Ökolandbau auch durch das Förderprogramm BioRegio 2020 der Bayerischen Landesregierung gut.

In der abschließenden Talkrunde diskutierten neben Jan Plagge: Eugen Köhler (Bayerischer Bauernverband), Bernhard Schwab (AELF Wü und BA) sowie Betriebsleiter Andreas Graus zu dem Thema Umstellung. Andreas Graus hob hervor, dass für die Umstellung seines Betriebes die steigenden Ausgaben für Betriebsmittel ausschlaggebend gewesen seien. Eugen Köhler betonte, dass der Ökolandbau ein möglicher Weg sei, jedoch nicht der einzige. Der Ökolandbau gebe jedoch auch für konventionelle Betriebe einen Schub, beispielsweise beim Zwischenfruchtanbau. Die Bio-Verbände seien hervorragend organisiert, auch mit dem Bauernverband betonte Jan Plagge. In Bezug auf die Sorge vor Änderungen im Rahmen der Revision der EU-Öko-Verordnung sagte er, bei den Produktionsregeln werde voraussichtlich alles so bleiben, jedoch werde es wohl strengere Kontrollen für Importware geben. Auf die Frage von Kerstin Spory vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), Moderatorin der Runde, ob der Ökolandbau für alle Betriebe ein denkbares Modell sei, betonte Bernhard Schwab, Ökolandbau sei grundsätzlich auch für viehlose Betriebe möglich. Dies werde in Unterfranken bereits häufig praktiziert. Futter-Mist Kooperationen seien hierbei jedoch anzustreben. Das Signal für eine Umstellung müsse jedoch vom Markt her kommen.

Ansprechpartner

Bernhard Schwab,
Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Von-Luxburg-Str. 4,
97074 Würzburg
Fax 0931-7904722

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