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9. Juni 2023
Praxistag Öko-Landbau in Unterfranken
Mehr als 80 Interessierte nahmen am Praxistag der Initiative Grundwasserschutz durch Öko-Landbau am 23. Mai 2025 auf dem Biolandbetrieb Endres in Bütthard-Gützingen teil.
Dr. Jens Habenstein von der Regierung von Unterfranken machte in seiner Begrüßung deutlich, wie stark die Landwirtschaft inzwischen vom Wassermangel betroffen ist: „In der Region Würzburg hat es im Winter rund 25 Prozent weniger geregnet als üblich, begleitet von durchschnittlich 2 bis 3 Grad höheren Temperaturen. Wir müssen lernen, mit den Folgen des Klimawandels umzugehen, ob bei Trockenheit oder Starkregen. Eine mögliche Anpassungsstrategie ist der Anbau alternativer Druschfrüchte, der heute im Mittelpunkt der Veranstaltung steht“, so der Projektleiter der Aktion Grundwasserschutz.
Benedikt Endres, Betriebsleiter, bewirtschaftet im Ochsenfurter Gau mit seiner Familie und fünf Angestellten rund 300 ha Ackerland nach Bioland-Richtlinien. Der Marktfruchtbetrieb baut in einer vielfältigen 6-gliedrigen Fruchtfolge verschiedene Getreide- und Körnerleguminosenarten, Zuckerrüben, Sonnenblumen sowie Luzerne und Kleegras an. Neben dem Ackerbau führt Benedikt Endres ein zusätzliches Unternehmen, welches spezialisierte Dienstleistungen für die Biobranche ausführt. „Unserer Saatgutaufbereitungszentrum für Bio-Druschfrüchte wurde 2024 vom Getreidefonds Z-Saatgut erneut als bester ökologischer Saatgutaufbereiter Deutschlands ausgezeichnet,“ freut sich Endres. Als weiteres Standbein führt der „Benedikt Endres Agrarservice“ mit seinen festangestellten Mitarbeitenden auch Maschinen-Lohnarbeiten für landwirtschaftliche Betriebe in der Region durch.
Bei der Feldbegehung konnten die Teilnehmenden gut entwickelte Kulturen begutachten. Als erstes Glied in der Fruchtfolge steht 2- bis 3-jährige Luzerne oder Klee in Reinsaat. Diese Feinleguminosen liefert der Betrieb an eine nahegelegene Biogasanlage und erhält im Gegenzug nährstoffreiches Gärsubstrat. „Luzerne und Klee bringen Stickstoff in den Betriebskreislauf und sind essenziell für die Bodenfruchtbarkeit im Bio-Marktfruchtbetrieb. Nach neun Jahren Ökolandbau ist unser Bodenleben deutlich aktiver als früher im konventionellen Anbau“, erklärt Endres.
Getreidearten wie Weizen und Dinkel dienen ausschließlich der Saatgutvermehrung. Sie wachsen in weiten Reihen mit 25 cm Abstand. „Die gute Durchlüftung hält die Bestände gesund. Der erste Striegelgang erfolgt früh im Jahr – sobald es die Bodenverhältnisse zulassen, im späteren Verlauf wird nach Bedarf auch eine mechanische Hacke eingesetzt, um die Bestände beikrautfrei zu halten“, so Endres.
Auf 50 Hektar baut der Betrieb Zuckerrüben an, die an Südzucker und die Firma Rebio für die Herstellung von Bio-Zucker geliefert werden. Das Hacken der Rüben erfolgt mit modernster Technik, darunter einem kameragelenkten System („Photoheyler“) mit Inrow-Technik werden Beikräuter auch innerhalb der Reihen erfasst – der manuelle Aufwand wird dadurch um bis zu 50 % reduziert.
Körnerleguminosen stehen bereits seit über 30 Jahren in der Fruchtfolge des Betriebes. Seit 2009 gehört der Betrieb Endres zu den Pionieren in Bayern, die Soja anbauen. Die durchschnittlichen Sojaerträge liegen bei 3–3,5 Tonnen (t)/ Hektar (ha), in Spitzenjahren bei über 4 t/ha.
Auf schwächeren Standorten wachsen seit 2019 auch Kichererbsen – eine in Deutschland noch exotische Kultur. Da die aktuellen Sorten noch nicht so gut an das hiesige Klima angepasst sind, fallen die Erträge – je nach Jahr wechselhaft aus. „Wenig Wasser, viel Hitze, das mag die Kichererbse, in feuchteren Jahren wie 2024 fällt die Ernte eher schlecht aus“, so Benedikt Endres. Seit drei Jahren besteht eine Partnerschaft mit dem bayerischen Verarbeiter Soto, der aus den Kichererbsen regionale Bio-Falafeln herstellt.
Auf die Frage eines Besuchers, ob Discounter für den Biolandbau eher Fluch oder Segen seien, antwortete Endres: „Für mich als Erzeuger sind langfristige Partnerschaften, faire Preise und Vermarktungspartner, die unsere Werte mittragen, entscheidend“. Der Betrieb setzt dabei bewusst auf Innovation und entwickelt sich kontinuierlich weiter – sei es durch neue Kulturen wie in diesem Jahr erstmals Knoblauch oder durch das Testen moderner Anbautechniken, um langfristig zukunftsfähig zu bleiben.
Im abschließenden Vortrag stellte Sarah Prause von der Vermarktungsgesellschaft der Bio-Bauern mbH Vermarktungsmöglichkeiten für alternative Druschfrüchte vor: „Eines unserer Ziele ist es, heimische Spezialsaaten auf dem Markt zu positionieren, der bislang stark von ausländischer Importware dominiert wird. Unsere Erzeugergemeinschaft bringt Landwirt*innen, Verarbeitende und Handel zusammen und schafft transparente, verlässliche Strukturen.“
Dr. Nadine Jäger von der Regierung von Unterfranken schloss mit einem positiven Fazit: „Wir haben heute einen beeindruckenden Betrieb mit hervorragend geführten Beständen gesehen. Der Markt ist aufnahmefähig für Bio-Ware – die Zeit für eine Umstellung ist günstig. Kooperationen bei der Vermarktung sind wichtig.“
Programm
13.30 Uhr | Begrüßung Dr. Jens Habenstein, Regierung von Unterfranken |
13.45 Uhr | Betriebs- und Felderrundgang Betriebsführung durch den Betriebsleiter Benedikt Endres Felderbegehung: Getreide, Sojabohnen, Kichererbsen, Zuckerrüben |
16.00 Uhr | Vortrag: „Vermarktungsmöglichkeiten für (alternative) Druschfruchte“ Sarah Prause, Vermarktungsgesellschaft Bio-Bauern |
16.45 Uhr | Abschluss Dr. Nadine Jäger, Regierung Unterfranken und Bernhard Schwab, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt |
17.00 Uhr | Imbiss |