• 31. Mai 2024

    Praxistag Öko-Landbau in Unterfranken 2024

9. Juni 2023

Praxistag Öko-Landbau in Unterfranken

Am 31. Mai 2024 trafen sich Interessierte aus Praxis, Beratung und Verwaltung auf dem Demeter-Betrieb der Familie Keidel / Bausewein in Arnstein-Gänheim im Landkreis Main-Spessart zum 16. Praxistag der „Initiative Grundwasserschutz durch Ökolandbau“ der Regierung von Unterfranken.

„Von Trockenheit bis Starkregen, von Frühjahrshitze bis Spätfrost. Es wird immer wichtiger, mit knappem Wasser oder – wie in diesem Jahr an vielen Orten – mit zu viel Wasser zurechtzukommen“, sagte Christian Guschker, Projektleiter der Aktion Grundwasserschutz in seiner Begrüßungsansprache.

„Auf unserem Betrieb können wir zeigen, dass ökologischer Landbau auch langfristig funktioniert. Mein Vater hat den Betrieb bereits 1958 auf biologisch-dynamische Wirtschaftsweise umgestellt, nachdem ihn ein Vortrag über stickstoffsammelnde Leguminosen begeistert hatte“, erklärte Betriebsleiter Johannes Keidel und berichtete weiter: „Die Kartoffeln mussten wir anfangs im 100 Kilometer entfernten Aschaffenburg vermarkten. Viele Produkte haben wir zunächst zu konventionellen Preisen verkauft. Heute erwarte ich, dass unsere Leistungen im Hinblick auf Grundwasser, Natur- und Artenschutz gewürdigt werden und unsere Lebensmittel ihre wahren Preise widerspiegeln. Im ökologischen Landbau ist der Stickstoffeinsatz limitiert, mineralische Stickstoffdünger und chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel sind verboten. Damit können Kosten für die Aufbereitung von Trinkwasser eingespart werden“.

Auf den Feldern der Familie Keidel / Bausewein stehen die Kulturen in einer 9-gliedrigen Fruchtfolge, die mit 3-jähriger Luzerne oder Kleegras beginnt. Neben verschiedenen Getreidearten sind Möhren, Rote Bete sowie Zuckerrüben Bestandteil der Fruchtfolge. „Die Sommerungen haben unter den Starkniederschlägen der letzten Tage sehr gelitten. Bei den Möhren, die in Dammkultur angebaut werden, haben die Niederschläge teilweise zu Erosion geführt“, berichtete Keidel. Der Betrieb hat in ein neues Hackgerät mit GPS-Steuerung investiert, das die Arbeit bei den Hackfrüchten wie Zuckerrüben, Mais oder Körnerleguminosen erleichtert. „Die Zeitfenster für die Bearbeitung sind häufig sehr eng, da ist eine hohe Schlagkraft für uns wichtig“, erläuterte Betriebsnachfolger Sebastian Bausewein.

Ammenkühe der Rasse Fleckvieh mit Nachzucht hält Familie Keidel / Bausewein ganzjährig in Offenställen. Neben den eigenen Kälbern kauft der Betrieb männliche Kälber von anderen Biobetrieben zu, die ansonsten in die konventionelle Mast verkauft werden. Bei dieser kuhgebundenen Aufzucht säugt jede der 20 Ammenkühe drei Kälber für mehrere Monate. „Die Eingewöhnung der Kälber erfordert eine gute Beobachtung der Tiere“, erklärte Betriebsleiterin Karin Bausewein. Rund 80 Tiere werden auf dem Betrieb gemästet. Nach gut zwei Jahren erreichen die Mastochsen ein Schlachtgewicht von ca. 450 Kilogramm. Auch die Bergung des Luzerneheus für die Tierfütterung erfordert einiges an Fingerspitzengefühl. „Damit möglichst viele wertvolle Blätter erhalten bleiben, ist eine schonende Heubergung wichtig. Die Rundballen werden zylinderförmig auf Paletten gelagert, damit eine gute Belüftung gewährleistet ist“, erklärte Johannes Keidel.

Im anschließenden Vortrag verwies Dr. Joachim Liebler von der Regierung von Unterfranken auf die Bedeutung von Mikronährstoffen und Schwefel im biologischen Landbau: „Schwefel als Baustein von Aminosäuren ist für die Stickstoff-Fixierleistung von Leguminosen von Bedeutung, häufig liegen latente Mangelsituationen vor. Bei den Mikronährstoffen gilt Zink als das ‚Klimawandel-Element‘. Es ist für die Wasserverwertung der Pflanzen wichtig – besonders bei hoher Lichteinstrahlung und Hitze. Die im ökologischen Landbau bedeutenden Leguminosen müssen auch ausreichend mit den Spurenelementen Kobalt, Molybdän und Eisen versorgt sein. Eine gute Versorgung mit Mikronährstoffen ist aber generell für die Gesundheit und Widerstandsfähigkeit der Kulturpflanzen wichtig“, so Liebler.

Dr. Nadine Jäger von der Regierung von Unterfranken bekräftige abschließend: „Wie wir heute gesehen haben, ist es wichtig, den Boden immer im Blick zu haben und sich um eine umfassende Nährstoffversorgung zu kümmern, die nicht allein aus Stickstoff/Phosphor und Kali (N/P/K) besteht“.  „Die Region hat gute Ertragsvoraussetzungen, die sie auch nutzen sollte. Wichtig ist eine gute Beobachtungsgabe, um die richtigen Maßnahmen zur richtigen Zeit durchzuführen“, resümierte Bernhard Schwab vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt.

Programm

13.30 Uhr  Begrüßung
Christian Guschker, Regierung von Unterfranken
13.45 Uhr  Betriebs- und Felderrundgang
Führung durch die Betriebsleiterfamilie Keidel / Bausewein

Felderbegehung: Dinkel, Hafer, Zuckerrüben, Luzerne

16.00 Uhr  Vortrag: „(Mikro)-Nährstoffversorgung auch im Öko-Betrieb wichtig?!“
Dr. Joachim Liebler, Regierung von Unterfranken 
16.45 Uhr  Abschluss
Dr. Nadine Jäger, Regierung Unterfranken und 
Bernhard Schwab, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt
17.00 Uhr  Imbiss

Impressionen

Veranstaltungsort

Lindenhainhof
Johannes Keidel, Karin und Sebastian Bausewein
Lindenhain 1,
97450 Arnstein-Gänheim

Vortrag

Unterstützt von:

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