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9. Juni 2023
Praxistag Öko-Landbau in Unterfranken
Bei frühsommerlichem Wetter fand am 9. Juni 2023 der Praxistag der Initiative Grundwasserschutz durch Öko-Landbau auf dem Betrieb von Familie Pfülb im Landkreis Bad Kissingen statt. Hans-Jürgen und Eileen Pfülb bewirtschaften ihren Gemüse- und Ackerbaubetrieb im Fränkischen Saaletal bereits seit 1991 nach den Richtlinien des Naturland-Verbands.
Christian Guschker, Projektleiter der AKTION GRUNDWASSERSCHUTZ an der Regierung von Unterfranken, begrüßte die rund 70 Teilnehmenden. “Die Landschaft trocknet zusehends aus, das müssen wir so ganz nüchtern feststellen. Steigende Temperaturen, Frühjahrs- und Sommertrockenheit, sinkende Grundwasserneubildung und fallende Grundwasserstände, aber auch oberflächlich abfließende Starkregenereignisse reduzieren das Wasserdargebot und erhöhen den Druck auf die Wasserressourcen. Die Herausforderungen für die Landwirt*innen sind immens, denn Landwirtschaft ohne Wasser funktioniert nicht.“, so Guschker.
„Im Landkreis Bad Kissingen wirtschaften derzeit gut 200 Betriebe ökologisch, die Zahl hat sich seit 2015 mehr als verdoppelt. Fast 20 Prozent der Landwirtschaftlichen Fläche werden inzwischen ökologisch bewirtschaftet, damit hat der Landkreis den höchsten Bio-Flächenanteil im Regierungsbezirk Unterfranken“, berichtete Rebecca Gundelach vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt in ihrem Grußwort.
Im Verlauf der Jahre hat sich der Betrieb Pfülb von einem ehemaligen Nebenerwerbsbetrieb zu einem Vollerwerbsbetrieb mit einer Fläche von 60 Hektar entwickelt. Vielfältige Kulturen stehen in der Fruchtfolge: Weizen, Dinkel, Braugerste, Rotklee, Luzerne, Soja, Kartoffeln, Sonnenblumen sowie Feldgemüse. Für die Vermarktung nutzt der Betrieb verschiedene Vertriebswege: Der Verkauf des Gemüses und der Kartoffeln erfolgt direkt ab Hof, über Abonnement-Kisten sowie auf Bauernmärkten. Die anderen Kulturen werden über die Marktgesellschaft der Naturland Bauern AG vermarktet. „In diesem Jahr gab es bei Soja und Sonnenblumen teilweise größere Ausfälle aufgrund von Vogelfraß. Dies führte zu einer stärkeren Verunkrautung der betroffenen Flächen“, berichtete Pfülb beim Feldrundgang. „Aufgrund der zunehmenden Frühsommertrockenheit gedeihen Winterungen häufig besser als die Sommerform, da diese die Winterfeuchte besser nutzen können“, so der Bio-Landwirt.
Um das Thema Wasser ging es auch bei der Versickerungsdemonstration von Rainer Schubert vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Schweinfurt. Mit Metallringen, die er in unterschiedliche Böden steckte, simulierte er eindrucksvoll einen Starkregenniederschlag von rund 50 Litern pro Quadratmeter. Während das Wasser bei einem bewachsenen, gut durchwurzelten Boden in Sekunden versickerte, blieb es auf verdichtetem Boden ohne Bewuchs minutenlang in dem Metallring stehen. „Mit einem guten Bewuchs – auch über Winter- kann ich das weniger werdende Regenwasser besser nutzen und außerdem Bodenerosion sowie Überschwemmungen vermindern“, erklärte der Wasserschutzberater.
Im anschließenden Vortrag erläuterte Prof. Dr. Klaus-Peter Wilbois von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) die bedeutende Rolle von Futterleguminosen für die Bodenfruchtbarkeit in Bio-Marktfruchtbetrieben. „Futterbaugemenge wie Klee- und Luzernegras werden in viehlosen Betrieben häufig auf der Fläche gemulcht, da es kostengünstig und praktisch ist. Allerdings wird sowohl die Stickstofffixierung als auch der Kleeanteil im Gemenge durch das Mulchen auf der Fläche reduziert. Die Leistungsfähigkeit der gesamten Fruchtfolge wird dadurch verringert und es kann vermehrt zu gasförmigen Stickstoff-Verlusten kommen“, so Wilbois. Interessanter seien Transfermulchsysteme: Beim System „Cut & Carry“ wird frischer Pflanzenaufwuchs auf einem „Geberfeld“ gemäht und auf ein „Nehmerfeld“ als Dünger oder oberflächliche Mulchauflage ausgebracht. Bei dem an der HSWT entwickelten System „Cut & Blow“ erfolgt der Kleegras- Gemengeanbau im Streifenanbau mit der Geberfläche und der Mulch wird mit einem Feldhäcksler direkt auf das Nehmerfeld geblasen. Da bei diesem Sytem die Transportkosten entfallen, sei es günstiger als das “Cut & Carry”-System.
Bernhard Schwab vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt resümierte: „In Franken wirtschaften Betriebe teilweise seit den 80iger Jahren viehlos. Für einen erfolgreichen Bio-Anbau ist Feldfutterbau immer noch wichtig: für die Bodenfruchtbarkeit, für eine erfolgreiche Unkrautkrautregulierung aber auch für die „Regenverdaulichkeit“ der Böden.“ Abschließend wies Dr. Nadine Jäger von der Regierung von Unterfranken umstellungsinteressierte Praktiker*innen auf die Möglichkeit der Orientierungsberatung zur Umstellung auf ökologischen Landbau bei den Landwirtschaftsämtern im Regierungsbezirk hin. Die Teilnehmenden nutzten den Praxistag für weiteren Austausch mit Berufskolleg*innen und der Beratung bei einem Imbiss mit regionalen Produkten der Bäckerei Wolz und gesponsorten Getränken der Firma Lammsbräu.
Programm
13.30 Uhr | Begrüßung Christian Guschker, Regierung von Unterfranken Rebecca Gundelach, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Bad Neustadt, a.d.S. |
13.45 Uhr | Betriebsrundgang und Felderrundfahrt Führung durch den Betriebsleiter Hans-Jürgen Pfülb Demonstrationen zur Wasseraufnahmefähigkeit von Böden mit unterschiedlichem Bewuchs |
16.00 Uhr | Vortrag: „Futterleguminosen(-grasgemenge) – Garant der Bodenfruchtbarkeit im Bio-Marktfruchtbetrieb“ Prof. Dr. Klaus-Peter Wilbois, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf |
16.45 Uhr | Abschluss Dr. Nadine Jäger, Regierung Unterfranken und Bernhard Schwab, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt |
17.00 Uhr | Imbiss (mit Bio-Produkten aus regionaler Herstellung) |