• 17. Mai 2019

    Praxistag der Aktion Grundwasserschutz

    Praxistagteilnehmer bei einer Exkursion mit Bernhard Schwab

17. Mai 2019

Praxistag der Aktion Grundwasserschutz

Rund 90 Interessierte, vorwiegend konventionell wirtschaftende Landwirte, kamen zum diesjährigen Praxistag auf den Demeter-Betrieb Römert nach Egenhausen ins Werntal. Über die große Resonanz freute sich Axel Bauer, Sachgebietsleiter Bereich Wasserwirtschaft bei der Regierung von Unterfranken. Das Interesse an den Veranstaltungen im Rahmen der Initiative Grundwasserschutz durch Ökolandbau sei ungebrochen, stellte er in seinem Grußwort erfreut fest. „Im Moment sind die Landwirte nicht zu beneiden“, sagte er. Die gesellschaftlichen Anforderungen an Landwirte stiegen immer mehr an, beispielsweise durch die neue Düngeverordnung, in Bezug auf den Artenschutz, aber auch die Wünsche von Verbrauchern z.B. im Hinblick auf die Produktqualität. Ein achtsamer Umgang mit Tier und Natur sei den meisten Menschen ein Anliegen, umweltgerechtes Wirtschaften sei daher sehr wichtig, der ökologische Landbau komme dieser Anforderungen sehr nahe.

Bereits 1992 habe er den elterlichen Aussiedlerbetrieb auf ökologischen Landbau umgestellt, berichtete Betriebsleiter Andreas Römert beim Rundgang über den Betrieb. Auf den 100 ha Ackerfläche stehen zu etwa 30% Leguminosen wie Luzerne, Soja und Ackerbohnen. Neben Weizen, Dinkel und Durum werden auch Blattfrüchte wie Körnermais, Kartoffeln und Sonnenblumen angebaut. Seit 2000 ist der Betrieb auf Färsenmast spezialisiert. Den alten Stall hat er für die 80 Tiere um Auslaufflächen zu einem Kaltstall erweitert. „Die Gewichtszunahme ist geringer, weil die Tiere sich mehr bewegen und dadurch auch mehr Energie verbrauchen“, erklärt er. Aufgrund des ganzjährigen Freigangs brauche aber kein Tierarzt mehr auf den Hof zu kommen. „Was tun gegen die Krautfäule in Kartoffeln oder den Kartoffelkäfer?“, lauteten Fragen umstellungsinteressierter Landwirte beim Felderrundgang. „Demeter ist der einzige Bio-Verband, bei dem Kupfer als Pflanzenschutzmittel gegen Krautfäule nicht zugelassen ist, im Anbau stehen daher vor allem pilzresistente Sorten. Gegen Kartoffelkäferlarven werden naturstoffliche Mittel wie  Bacillus-thuringiensis-Präparate oder biologische Pflanzenschutzmitteln z.B. Neem azal® bei Befall eingesetzt“, erklärte der Demeter-Landwirt.

„Vielfalt in der Fruchtfolge ist ein Teil der Risikominderungsstrategie bei einem Ökobetrieb. Der Markt für Nischenkulturen, wie Hafer oder Sonnenblumen, die konventionell kaum mehr im Anbau sind, ist im Ökolandbau da“, erklärte Umstellungsberater Bernhard Schwab bei der Führung über die Getreideflächen. Beim Weizen wird eine 3-Sortenmischung aus den Sorten Butaro, Wiwa und Achat ausgesät, um so ausgleichende Effekte von Ertrag und Qualität verschiedener Sorten zu nutzen. „Die meisten Biobetriebe in Unterfranken haben kein Vieh, Betriebe mit Vieh tun sich jedoch leichter in der ökologischen Bewirtschaftung, 0,6 bis 0,7 Großvieheinheiten/Hektar reichten aus“, meinte Schwab.

„Beim Konsum von Ökoprodukten ist in Deutschland noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht“, erklärte Dr. Wolfram Dienel im anschließenden Vortrag.  Die Absatzchancen für heimische Bio-Rohstoffe stünden derzeit gut, so der Geschäftsführer der Unternehmensberatung ÖkoStrategie Wissen&Beratung und Leiter des Referates für Ökologischen Landbau beim Deutschen Bauernverband. Nicht nur bei Obst und Gemüse gäbe es hohe Importanteile, sondern auch bei Milch (30%) und bei Getreide (20-30%). Bio brauche heimische Herkunft bei heimisch anbaubaren Kulturen. Derzeit stellten jährlich 10% der Betriebe auf Bio um. Die Öko-Erzeugerpreise seien stabil und die Zeit für eine Umstellung auf Ökologischen Landbau deshalb günstig. Für Premium-Bioprodukte seien heimische Herkunft und Verbandsstandard wichtig. Derzeit interessierten sich 17% der konventionellen Landwirte für eine Umstellung auf Ökolandbau. Der Ökolandbau habe noch viel Potential, er müsse aber nicht die Lösung für alle Betriebe sein.  Ökolandbau sei in den meisten Parametern nachhaltiger als konventioneller Landbau. Gute konventionelle Betriebsleiter wirtschafteten im Hinblick auf die Nachhaltigkeit jedoch besser als schlecht geführte Öko-Betriebe, zitierte er eine neue Studie des Thünen-Instituts zu den Leistungen des ökologischen Landbaus für Umwelt und Gesellschaft. Viele Umweltleistungen seien auch in gut geführten konventionellen Betrieben erzielbar. Nachhaltige Technologien wie Hack- und Striegeltechnik aus dem Ökolandbau würden auch zunehmend im konventionellen Anbau eingesetzt. Als Beispiele für produktionsintegrierte Maßnahmen, stellte er die Projekte F.R.A.N.Z. vom deutschen Bauernverband und „Landwirtschaft für die Artenvielfalt“ aus einer Kooperation der Projektpartner WWF, Biopark, ZALF und EDEKA vor, deren Ziel es ist, die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft zu fördern.

In der abschließenden Diskussionsrunde zum Thema Biovermarktung diskutierten Dr. Wolfram Dienel, Eugen Köhler (Bayerischer Bauernverband), Andreas Römert (Betriebsleiter Flachshof), Werner Bäumler (Demeter-Beratung) und Bernhard Schwab (AELF Bamberg) moderiert von Kerstin Spory (FiBL Deutschland). Dass in der Vermarktung von Verbandsware über Discounter wie Lidl oder Kaufland eine gute Chance für den Bioabsatz in Deutschland liegt, war einmütiger Tenor in der Runde. „Die Umstellungszeit nutzen und Leguminosen anbauen, um die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern“, empfahl Bernhard Schwab für die ersten, mitunter nicht immer einfachen Jahre der Umstellungszeit.

Vorträge zum Download

Skip to content