Bodenschutz im (Öko-) Landbau – Anpassungen im Zuge des Klimawandels
Veranstaltungsort: Amt für Landwirtschaft und Forsten (AELF) Schweinfurt,
Ignaz-Schön-Straße 30, 97421 Schweinfurt
Am 29. November 2024 fand im Amt für Landwirtschaft und Forsten (AELF) Schweinfurt die diesjährige Herbsttagung mit dem Thema „Bodenschutz im (Öko-)Landbau – Anpassungen im Zuge des Klimawandels“ statt. Landwirtinnen und Landwirte, Berater, Wissenschaftler und Fachschüler nutzten die Gelegenheit, sich über aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze zum Bodenschutz im Zuge der klimatischen Veränderungen zu informieren.
„Böden sind ein komplexes, lebendiges System — ein Schatz, der über Jahrtausende gewachsen ist und doch leicht zerstört werden kann. Genau diese lebenswichtigen Böden stehen durch die Klimakrise unter enormem Druck. Einige Ansätze, wie die Widerstandsfähigkeit unserer Böden erhalten werden kann, wollen wir Ihnen heute vorstellen“, sagte Kerstin Spory vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau, Moderatorin der Runde, in ihrer Einführung.
„Nachhaltigkeit ist ein gemeinsames Ziel aller Betriebsleitenden“, betonte Klaudia Schwarz, Leiterin des Amts für Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Schweinfurt, in ihrer Begrüßungsansprache und fügte hinzu: „in unserer Fachschule kommen sowohl konventionelle als auch Biobetriebe auf ihre Kosten“.
Dr. Jens Habenstein von der Regierung von Unterfranken (RUF) hob in seinem Grußwort die enge Verknüpfung zwischen Boden und Wasser in der Landwirtschaft hervor. 20 Prozent der Betriebe in Unterfranken wirtschaften mittlerweile ökologisch – deutlich mehr als im landes- und bundesweiten Durchschnitt. Dies sei ein Erfolg, der auch die positive Wirkung des seit 2007 bestehenden Projektes „Initiative Grundwasserschutz durch Ökolandbau“ unterstreiche.
Prof. Dr. Martin Wiesmeier von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) betonte in seinem Vortrag die zentrale Rolle des Humusaufbaus für Bodenfruchtbarkeit und Klimaschutz. Humus erhöht die Aggregatstabilität und die nutzbare Feldkapazität unserer Böden, die als größte terrestrische Kohlenstoffspeicher dienen. Maßnahmen wie eine angepasste Fruchtfolge mit mehrjährigem Kleegras, der Anbau von Zwischenfrüchten sowie Agroforstsysteme und Hecken förderten nicht nur die Kohlenstoffspeicherung, sondern verbesserten auch die Bodenstruktur und stärkten die Biodiversität. Netzwerke wie das „HumusKlimaNetz“ seien wichtig, um das Wissen in die Praxis zu tragen.
In seinem Vortrag zum Landschaftswasserhaushalt betonte Dr. Jens Habenstein: „Unterfranken ist ein Hotspot des Klimawandels und besonders stark von den Folgen betroffen, insbesondere durch mehr als 20 Jahre unzureichende Grundwasserneubildung. Um die bestehenden Defizite auszugleichen, wären mindestens zehn Jahre mit überdurchschnittlichen Grundwasserneubildungsraten erforderlich“. Maßnahmen wie Begrünung und der Einsatz von Zwischenfrüchten könnten bis zu 80 % des Oberflächenabflusses verhindern. Auch die Anlage von Hecken biete großes Potenzial, da sie Bodenverdunstung reduzieren und dadurch die Bodenfeuchtigkeit steigern und gleichzeitig die Taubildung um bis zu 80 % fördern können. Sein Credo lautete: „Globaler Klimawandel, regionale Verantwortung.“
Die Möglichkeiten und Herausforderungen einer reduzierten Bodenbearbeitung im ökologischen Landbau beleuchtete Dr. Maike Krauss vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau in der Schweiz (FiBL). Sie betonte: „Je weniger wir den Pflug einsetzen, desto positiver wirkt sich das auf den Boden aus.“ Dennoch riet sie aufgrund seiner bedeutenden Stellung im Hinblick auf die Beikrautunterdrückung davon ab, den Pflug vollständig zu verbannen, und plädierte dafür, die Bodenbearbeitung als Teil eines ganzheitlichen Konzepts zu sehen. Eine überdachte Fruchtfolge und schrittweises Sammeln von Erfahrungen seien dabei entscheidend. Das Prinzip der Bio-Pioniere „Flach wenden, tief lockern“ habe weiterhin Bestand.
Florian Ebertseder von der Landesanstalt für Landwirtschaft Bayern (LfL) widmete sich der Frage, wie Bodenerosion effektiv verringert werden kann und und präsentierte eindrucksvolle Zahlen: „Der durchschnittliche Bodenabtrag in Bayern liegt bei 5,7 Tonnen pro Hektar und Jahr, kann allerdings in Hanglagen und bei Maisanbau bis zu 60 Tonnen erreichen“, so Ebertseder. Die von der LFL entwickelte ABAG-App könne Landwirte und Landwirtinnen dabei unterstützen, das Erosionsrisiko ihrer Felder einzuschätzen und Entscheidungshilfen zur Wahl der geeigneten Fruchtfolge zu geben (www.lfl.bayern.de/abag).
Die abschließende Diskussion verdeutlichte, dass die Herausforderungen des Klimawandels eine gemeinschaftliche Aufgabe für Landwirtinnen und Landwirte darstellen. Dr. Nadine Jäger von der Regierung Unterfranken ermutigte die Teilnehmenden, miteinander ins Gespräch zu kommen: „Sprechen Sie mit Ihren Nachbarn – die Herausforderungen sind groß, und wir müssen gemeinsam Lösungen finden.“ Bernhard Schwab vom AELF Karlstadt betonte die Rolle der Anwesenden als Multiplikatoren für das Thema Bodenfruchtbarkeit. Auch die Bio-Verbände sollten den Bodenschutz stärker in den Mittelpunkt rücken.
Die Veranstaltung zeigte eindrücklich, wie vielfältig die Ansätze zum Bodenschutz im Kontext des Klimawandels sind. Der Austausch zwischen Wissenschaft, Praxis und Beratung ist essenziell, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und die Landwirtschaft an veränderte Klimabedingungen anzupassen.
Programm
13:30 Uhr | Begrüßung Klaudia Schwarz AELF, Schweinfurt Christian Guschker, Regierung von Unterfranken |
13:45 Uhr | Einführung, Moderation Kerstin Spory, Forschungsinstitut für biologischen Landbau e.V. |
14:00 Uhr | Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit im Zuge des Klimawandels Prof. Dr. Martin Wiesmeier, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft |
14:45 Uhr | Der Landschaftswasserhaushalt im Wandel: Herausforderungen und Lösungsansätze für die Landwirtschaft Dr. Jens Habenstein, Regierung von Unterfranken |
15:15 Uhr | Pause/Imbiss |
15:45 Uhr | Reduzierte Bodenbearbeitung auch im Ökolandbau!? Dr. Maike Krauss, Forschungsinstitut für biologischen Landbau, Schweiz |
16:15 Uhr | Boden unter Druck – Erosionsschutz im Ackerbau Florian Ebertseder, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft |
16:45 Uhr | Zusammenfassung / Ausblick Dr. Nadine Jäger, Regierung von Unterfranken Bernhard Schwab, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt |
17:00 Uhr | Abschluss |