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Freitag, 2. Dezember 2022, 13:30 bis ca. 17:00 Uhr
Auswirkung aktueller Krisen auf den (Öko-)Landbau in Unterfranken – „Zwischen Weltuntergangsstimmung und Optimismus“
Axel Bauer, Sachgebietsleiter Wasserwirtschaft, von der Regierung von Unterfranken begrüßte mehr als 80 Teilnehmende bei der diesjährigen Online-Herbsttagung der Aktion Grundwasserschutz mit dem Thema „Auswirkung aktueller Krisen auf den (Öko-)Landbau in Unterfranken – zwischen Weltuntergangsstimmung und Optimismus“.
Die (Öko)-Landwirtschaft befindet sich im Umfeld verschiedener Krisen: Die Klimakrise und die Biodiversitätskrise wurden in der medialen Wahrnehmung zunächst von der Coronakrise und seit Beginn dieses Jahres vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine überschattet. Diese multiplen Krisen betreffen verstärkt auch die Landwirtschaft. Die Folgen von Krieg, immer häufiger werdenden Dürren und der Rückgang der Biodiversität haben spürbare Folgen auf unser Ernährungssystem, das stark von fossilen Energieträgern und globalem Handel abhängt. Gestiegene Preise u.a. für Energie führen zur Erhöhung von Lebensmittelpreisen und haben Auswirkungen auf den Absatz u.a. von Bio-Produkten. Welche Auswirkungen diese aktuelle Situation auf den Öko-Landbau in Unterfranken hat, war Thema der diesjährigen Herbsttagung.
Welche Lösungen der Ökolandbau bereithält, die geeignet sind die „multiplen Krisen“ wie die Klimaerwärmung, das Artensterben und die Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine zu bewältigen, betrachtete Prof. Dr. Jürgen Heß (FiBL Deutschland und Universität Kassel) im einführenden Vortrag. Im Hinblick auf viele Umweltleistungen stehe die Öko-Landwirtschaft besser da als die konventionelle Landwirtschaft. Auch die Entwicklung vieler innovativer, umweltschonender Lösungen sei eine Stärke des Ökolandbaus. Eine klare Schwäche hingegen sei der niedrigere Ertrag, was im Hinblick auf die wachsende Weltbevölkerung problematisch sei. Dementsprechend rege der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE) an, den Ökolandbau mit seinen Umweltleistungen in Verbindung mit einer Reduzierung des Fleischkonsums und des Wegwerfens von Lebensmitteln weiterhin zu fördern. Geringere Erträge würden durch das Freiwerden von Futterflächen kompensiert. Darüber hinaus könnten über den Verzicht auf den Anbau von Energiemais auf Ackerflächen und eine drastische Reduzierung weggeworfener Lebensmittel zusätzlich notwendige Flächenpotenziale für mehr Biolandbau und mehr Naturschutz erschlossen werden.
Katrin Zander, Professorin für Agrar- und Lebensmittelmarketing an der Universität Kassel, erörterte welche Veränderungen durch die Krisen auf dem Markt mit Öko-Produkten zu beobachten sind: Verbraucher*innen wichen aufgrund der Verunsicherungen auf preisgünstigere Bio-Produkte aus, Handelsmarken und Discounter profitierten hierdurch. Eine grundlegende Abkehr von nachhaltigem Konsum (bio und regional) sei aber insgesamt kaum zu beobachten. Für ein weiteres Wachstum des Bio-Absatzes brauche es vertrauensbildende Maßnahmen z.B. durch eine verstärkte Kommunikation des Bio-Mehrwertes auch in konventionellen Medien. Da Verbraucher*innen großen Wert auf regionale Herkunft legen, sei eine Herkunftskennzeichnung für Bio-Produkte wichtig. Zudem brauche es ein klares politisches Bekenntnis und Anreize für mehr Bio entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Möglichkeiten für landwirtschaftliche (Öko-) Betriebe, fossile Energieträger einzusparen und energieunabhängiger zu werden stellte Rita Haas vom Technologie- und Förderzentrum (TFZ) Straubing in ihrem Beitrag vor. Jährlich würden in Deutschland 40-200 Liter Diesel je Hektar verbraucht, etwa 5% des Dieselkraftstoffverbrauchs fielen auf die Land- und Forstwirtschaft. „Kraftstoffeinsparung, Effizienzsteigerung und Kraftstoffe aus erneuerbaren Quellen sind notwendig, durch Wissen und Können des Fahrers, in Kombination mit der richtigen Wartung, können bis zu 25% Diesel eingespart werden“, so die Energie-Expertin. Die eine Lösung gebe es als Diesel-Alternative nicht, sie empfahl verschiedene Alternativen zu nutzen: Rapsöl, Biodiesel, Biomethan, hydrierte Pflanzenöle oder Strom. Fördermöglichkeiten zur Kohlendioxid- (CO2) Einsparung vom Bund oder auf Landesebene könnten genutzt werden.
Hannes Porzelt aus Oberfranken erläuterte in seinem Beitrag das Energiekonzept von Gut Merkendorf. Der Familienbetrieb mit Milchviehhaltung wirtschaftet mit Biogasanlage, Photovoltaik und Hackschnitzelheizung komplett energieautark. „Die Biogasanlage wird ausschließlich mit Reststoffen aus der Tierproduktion betrieben, die damit erzeugte Energie reicht für rund 200 Vier-Personen-Haushalte“, so der ausgebildete Mechatroniker und Agraringenieur. Hannes Porzelt wurde 2022 für den Ceres Award nominiert und war einer von drei Finalisten im Bereich Energielandwirt.
Im abschließenden Vortrag berichtete Michael Derleth über die Auswirkungen der Krisen auf die Vermarktung in seinem Naturland-Betrieb. Der Agraringenieur bewirtschaftet mit seiner Familie einen Betrieb mit den Schwerpunkten: Ackerbau, Hühnerhaltung sowie Direktvermarktung im eigenen Hofladen. Aufklärung von Verbraucher*innen z.B. durch Schilder am Feldrand und die direkte Kommunikation mit den Kunden im Hofladen schafften Vertrauen, mehrere Standbeine führten zur Risikoteilung. Dass dies allerdings auch hohes Engagement von allen Familienmitgliedern erfordert, wurde im Rahmen des Vortrages deutlich.
„Das Niveau des Absatzes von Öko-Produkten liegt immer noch über dem von 2019, im Öko-Landbau sind die Handelsbeziehungen langfristiger“, ergänzte Bernhard Schwab vom AELF Karlstadt abschließend. „Auf mehreren Beinen stehen, Zusammenarbeit in der Vermarktung, Begrenzung des Energiebedarfs u.a. durch Nutzung moderner Techniken sowie die Nutzung erneuerbarer Energien und deren Förderung“, empfahl er den Betriebsleitenden in seinem Resümee. Konzipiert und moderiert wurde die Tagung von Kerstin Spory mit Unterstützung von Leslie Risch (beide FiBL Deutschland).