• Herbsttagung der Aktion Grundwasserschutz

    Alternative Druschfrüchte

    Feld mit Sonnenblumen

20. November 2015

Herbsttagung der Aktion Grundwasserschutz zum Thema „Alternative Druschfrüchte“

Der Anbau von alten Getreidearten, Ölpflanzen, Pseudogetreide, Arznei- und Gewürzpflanzen war das Thema der 8. Herbsttagung, die im Rahmen der Initiative Grundwasserschutz durch Ökolandbau am Freitag, den 20.11.2015 in Unterfranken stattfand. Der Amtsleiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Andreas Maier, begrüßte die rund 100 Teilnehmer, die der Einladung nach Würzburg gefolgt waren. In seiner Ansprache hob er hervor, dass die Landwirte in Unterfranken 2015 trotz der Trockenheit in Bezug auf die Erträge „mit einem blauen Auge“ davongekommen seien. In Zukunft sei eine Anbaudiversifizierung auch wichtig, um zunehmende Wetterschwankungen auszugleichen. Christian Guschker, Projektleiter der Aktion Grundwasserschutz an der Regierung von Unterfranken betonte in seinem Grußwort das große Interesse an den Veranstaltungen der Initiative Grundwasserschutz durch Ökolandbau und freute sich über die erneut große Zahl der interessierten Besucher. Er betonte, der Bereich Ökolandbau sei eine wichtige Säule im Rahmen der Aktion Grundwasserschutz. Zudem legte er dar, dass in diesem Jahr in Unterfranken bislang nur etwa 60% des Niederschlages im Vergleich zum statistischen Jahresmittelwert gefallen seien. Bisher sei die Grundwasserversorgung noch gesichert, es könne jedoch zu Engpässen kommen, wenn die Wasserspeicher im Winter nicht aufgefüllt würden. Das Thema Niedrigwassermanagement werde in Zukunft ein wichtiges Thema sein, das es zusammen mit der Praxis zu bearbeiten gelte.

Bernhard Schwab als Koordinator der Initiative Grundwasserschutz durch Ökolandbau führte anschließend thematisch in die Veranstaltung ein: Die Ziele des regionalen Ansatzes in Unterfranken deckten sich mit dem Landesprogramm BioRegio Bayern 2020, das sich zum Ziel gesetzt habe, die Erzeugung von Bio-Produkten aus Bayern bis zum Jahr 2020 zu verdoppeln. Die Nachfrage nach ökologischen Lebensmitteln solle künftig stärker aus heimischer, regionaler Produktion gedeckt werden, das sei auch politisches Ziel. Er empfahl „heimische Produkte anzubauen, wenn sie funktionierten“, dabei jedoch „nicht an den Verbrauchern vorbei“ zu arbeiten. Die Beziehung zum Markt müsse passen. Im Ökolandbau würden generell vielfältige Kulturen angebaut, dies sei auch aufgrund der Risikostreuung wichtig. Nischenkulturen bedeuteten zwar mehr Arbeitsaufwand, diese könnten sich aber – wie der Ökolandbau selbst – auch aus der Nische heraus entwickeln. Das Anbaurisiko von alternativen Druschfrüchten sei in Bezug auf den Wasserbedarf geringer als bei Kartoffeln oder Gemüse. Er regte die Anwesenden an „auf 5% ihrer Flächen zu experimentieren und auf 95% sicheren Anbau zu betreiben“.

Die anschließenden Erfahrungsberichte und Vorträge zu alternativen Druschfrüchten sollten Impulse geben, welche Anbaumöglichkeiten in Unterfranken für alternative Druschfrüchte grundsätzlich bestehen.

Der Landwirt Armin Knauf berichtete, er habe bereits 1986 auf Empfehlung eines Berliner Bäckers begonnen, die alte Getreideart Einkorn anzubauen. Die Produkte aus dem alten Getreide seien u.a. aufgrund des hohen Beta-Carotin-Gehaltes „verführerisch“, schwärmte er. In Bayern würden derzeit ca. 100 ha dieser „Konifere des Getreidebereichs“ angebaut. Daneben baut Knauf Winteremmer an, der zu Emmerbier verarbeitet wird. Der Anbau alter Getreidearten brauche einige Erfahrung und auch Fingerspitzengefühl in Bezug auf den Aussaatzeitpunkt oder das Unkrautmanagement. Für den Anbau gebe es derzeit Rückenwind nicht nur politisch sondern auch vom Markt her: Bei großen Mühlen seien Einkorn und Emmer derzeit gefragt. Neben Sommerwicken in Mischkultur mit Hafer baut der Bioland-Landwirt auch Hanf an. Der Anbau von Nutzhanf sei anzeigepflichtig, die entsprechenden Gesetzesvorgaben seien einzuhalten und würden streng kontrolliert. Die Verwertung von Körnern, Öl und Hanffaser sei sehr vielfältig, die Ernte sei jedoch extrem schwierig.

Manfred Weller, Berater bei der Bioland-Erzeugerringberatung berichtete nachfolgend über den Anbau von Sonnenblumen, Soja und Buchweizen, die in Unterfranken bereits „Standardkulturen unter den Alternativen“ seien. Bei Kulturen, bei denen es häufig Probleme durch Vogelfraß gebe, empfahl er nicht nur einen Hektar anzubauen, damit der relative Verlust geringer sei. Einige Betriebe machten gute Erfahrung mit dem Aufstellen von Vogelscheuchen in Drachenform. Zu Alternativen Kulturen gab er allgemein zu bedenken, dass „teure Produkte, die in der Praxis wenig angebaut würden, sicher auch ihre Macken“ hätten. Über exotische Anbaualternativen von Amaranth bis Saflor berichtete Werner Vogt-Kaute von der Naturland-Erzeugerringberatung. Er hob beispielsweise Hirse hervor, deren Anbau „man einmal ausprobieren könne“. Die weiße Lupine sei für die menschliche Ernährung interessant und könne auf guten Standorten in Unterfranken gut kultiviert werden, problematisch sei allerdings der Saatgutbezug aufgrund von Anthracnoseerkrankung. Kichererbsen seien in den USA bereits weit verbreitet und eigneten sich im Gegensatz zu Soja auch für schlechte Standorte, allerdings sei der Anbau in Deutschland aufgrund fehlender Sorten noch nicht so weit. Für den Anbau der Pseudocerealien Amaranth und Quinoa gebe es zwischenzeitlich geeignete Sorten aus Frankreich oder den USA, das größte Problem sei hierbei die Unkrautbekämpfung. Zudem sei der Anbau der Arznei- und Gewürzpflanzen Fenchel, Kümmel oder Koriander auch in Unterfranken möglich. Zum Hanfanbau merkte er an, dass in Unterfranken in den letzten 20 Jahren etwa 10-15 Landwirte probeweise Hanf angebaut hätten, jedoch „keiner ein zweites Mal“.

Bei einem an die Vortragsveranstaltung anschließenden Marktplatz konnten die anwesenden Landwirte mit potentiellen Abnehmern für alternative Druschfrüchte ins Gespräch kommen: Als mögliche Abnehmer waren die Bioland Markt GmbH, die Marktgesellschaft der Naturland Bauern AG, die Vermarktungsgesellschaft Bio-Bauern mbH sowie das Schloß Gut Obbach vertreten.

Der anschließende Marktplatz bot Kontaktmöglichkeiten für Landwirte und Handel.

Vorträge

  • Warum alternative Druschfrüchte im ökologischen Landbau anbauen?
    Bernhard Schwab (Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Bamberg)
  • Anbau von Sonnenblumen, Buchweizen und Soja
    Manfred Weller (Bioland-Erzeugerringberatung)
  • Welche Nischenkulturen machen Sinn?
    Werner Vogt-Kaute (Naturland-Erzeugerringberatung)

Ansprechpartner

Bernhard Schwab,
Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Von-Luxburg-Str. 4,
97074 Würzburg
Fax 0931-7904722

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