• 11. Wasserforum Unterfranken

    Das Trockenjahr 2015 – Herausforderungen und Perspektiven für Wasserversorgung und Landwirtschaft

    Wasserhahn vor Abendhimmel

17. März 2016

Das Trockenjahr 2015 – Herausforderungen und Perspektiven für Wasserversorgung und Landwirtschaft

„Klimawandel, Klimaschwankung, globale Erwärmung – egal wie man es nennen mag, an der Realität des Phänomens kann es keinen Zweifel mehr geben.“ Mit dieser Aussage eröffnete Regierungspräsident Dr. Beinhofer das 11. Wasserforum Unterfranken am 17. März in Würzburg. Auch in diesem Jahr war die Zehntscheune des Juliusspitals mit ca. 170 interessierten Teilnehmern – darunter viele Vertreter von Kommunen und Wasserversorgern – sehr gut besucht.

Das Trockenjahr 2015 und der neue deutsche Hitzerekordwert von 40,3 Grad Celsius, der im August 2015 in Kitzingen gemessen wurden, sind uns allen sicherlich noch gut in Erinnerung. Nicht nur im Durchschnitt zu warm, sondern auch erheblich zu trocken war es 2015, dem zweitwärmsten Jahr seit Beginn der flächendeckenden Messungen, deutschlandweit und vor allem auch in Unterfranken. Wie sich Wasserwirtschaft und Landwirtschaft angesichts zunehmender Starkregen- und Hochwasserereignisse, aber gerade auch bei Niedrigwasser und Dürren den Folgen des Klimawandels dem Thema annehmen, welche Schlüsse daraus zu ziehen sind und welche Anpassungsstrategien möglichst frühzeitig zu entwickeln sind, war Gegenstand des diesjährigen Wasserforums.

In seiner Rede stellte Dr. Beinhofer mit der „Wasserversorgungsbilanz 2025“, dem Projekt „Niedrigwassermanagement“ und dem „Alarmplan Main“ konkrete Beispiele vor, mit denen die Wasserwirtschaft trotz erschwerter Bedingungen Lösungsansätze für die komplexen Herausforderungen anbietet oder entwickelt. Gerade die Kommunen und Wasserversorger müssen in schwierigen Situationen tragfähige Lösungen für die Sicherung der öffentlichen Trinkwasserversorgung finden und umsetzen, so der Regierungspräsident.

In einem sehr interessanten Vortrag zeigte Professor Heiko Paeth vom Institut für Geographie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg die Folgen des anthropogenen Klimawandels und seine Auswirkungen auf die Wasserressourcen auf. Das Jahresmittel der Temperaturen in Deutschland liegt bei 7 Grad Celsius. Inzwischen wurden jedoch vielfach Werte in Unterfranken erreicht, die bis zu vier Grad darüber lagen – mit entsprechenden Folgen für die Natur, die Wasserressourcen und die Landwirtschaft. Der Klimawandel zeigt sich weniger in konkreten kritischen Wetterlagen, sondern in deren Häufigkeit. Besonders bei den Niederschlägen, wo in den letzten Jahren um 30% geringere Mengen gemessen wurden. Künftig wird sich der „Wasserstress“ in Deutschland noch deutlich verstärken, so Prof. Paeth.

Welche Auswirkungen das Trockenjahr 2015 auf das Grundwasser in Unterfranken hat, verdeutlichte Dr. Jörg Neumann vom Landesamt für Umwelt in Hof. In den letzten Jahren hatte Unterfranken im Winterhalbjahr ein Niederschlagsdefizit von bis zu 35%. Diese „enge“ Wasserbilanz führt zu einer reduzierten Grundwasserneubildung, denn diese findet primär in den Wintermonaten statt. Seit 2002/2003 hat es keine überdurchschnittliche Neubildung an Grundwasser gegeben – ganz im Gegenteil: Im Jahr 2015 wurden deutlich mehr Niedrigstwerte an den Grundwasser-Messstellen erreicht als im Vergleich zu den zurückliegenden 15 Jahren. Modellierungsergebnisse zeigen, dass Trockenjahre nicht durch normale Verhältnisse kompensiert werden können, so Dr. Neumann in seinem Ausblick.

Wie ein kleiner kommunaler Wasserversorger in der Praxis auf diese verschärften Bedingungen reagieren kann, zeigte Peter Franz in seiner Funktion als Erster Bürgermeister des Markts Frammersbach im Spessart exemplarisch an seiner Gemeinde auf. Ausgangssituation war eine Analyse, die ergab, dass unter ungünstigen Umständen eine künftige einwandfreie Trinkwasserversorgung nicht mehr gewährleistet sei. Eine aufwendige Sanierung der bestehenden Gewinnungsanlage wurde als nicht ausreichend eingestuft, so dass an anderen Standorten neue Brunnen erschlossen werden mussten. Trotz voraussichtlicher Kosten in Höhe von 7 Mio. Euro wurden die Arbeiten begonnen. In 2017 werde die neue Wasserversorgung als weiteres „Standbein“ fertig gestellt sein, so Bürgermeister Peter Franz.

Am Beispiel der Veitensteingruppe stellte Geschäftsführer Rupert Göller einen weiteren Weg für eine zukunftsfähige und sichere Wasserversorgung vor. Hier ging es weniger um die Quantität, sondern um die Qualität des gewonnenen Trinkwassers – primär durch eine Senkung des Nitratgehalts im Grundwasser. Anhand eines Bodenprobenplans wurden die Flächen mit den höchsten Nmin-Werten bestimmt und Kooperationen zur grundwasserschonenden Landbewirtschaftung mit den regionalen Landwirten vereinbart. Tatsächlich zeigten die Maßnahmen Erfolg – in den folgenden Jahren fielen die Nitratwerte in den Trinkwasserbrunnen deutlich ab. Zusätzlich wurde an einem freiwilligen Leistungsvergleich von Wasserversorgungsunternehmen (Benchmarking) teilgenommen – ein wichtiger Beitrag zur Sicherung der eigenen Wasserversorgung und zum Erhalt der kommunalen Versorgungsstruktur, berichtete Rupert Göller.

Abgerundet wurde die Veranstaltung durch die Ausführungen von Peter Schwappach. In seiner Funktion als Leiter der Gruppe Landwirtschaft und Forsten an der Regierung von Unterfranken zeigte er die Herausforderungen auf, vor denen die Landwirtschaft in Zeiten zunehmender Trockenheit in Unterfranken steht. Als Folgen des Klimawandels ergeben sich vielfältige Konsequenzen für die Landwirtschaft, die jedoch durch verschiedene Maßnahmen auch positiv beeinflusst werden können. Peter Schwappach führte hierfür diverse Beispiele aus den Bereichen Bodenkultur, Pflanzenbau, Pflanzenernährung, Pflanzenzüchtung und der Wasserwirtschaft auf, die künftig möglichst viele Nachahmer finden werden.

Vorträge

Begrüßung und Eröffnung
Dr. Paul Beinhofer, Regierungspräsident von Unterfranken

Auswirkungen des Trockenjahres 2015 auf das Grundwasser in Unterfranken – Charakterisierung und Bewertung
Dr. Jörg Neumann, Landesamt für Umwelt, Hof

Wasserknappheit: Probleme und Lösungen eines „kleinen“ kommunalen Wasserversorgers
Peter Franz, Erster Bürgermeister, Markt Frammersbach

Die Veitensteingruppe: Beispiele für eine zukunftsfähige und sichere Wasserversorgung
Rupert Göller, Geschäftsführer Veitensteingruppe, Breitbrunn

Ohne Wasser keine Landwirtschaft: Herausforderungen in Zeiten zunehmender Trockenheit
Peter Schwappach, Leiter der Gruppe Landwirtschaft und Forsten, Regierung von Unterfranken

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