• 31. März 2025

    19. Wasserforum Unterfranken

Wenn Hitze Mensch und Wasser beeinflusst: Lösungsansätze für Unterfranken

31. März 2025, 13.00 – 16.15 Uhr

Veranstaltung in der Zehntscheune des Juliusspitals, Würzburg sowie als Videokonferenz

Die steigenden Temperaturen infolge des fortschreitenden Klimawandels sowie deren Auswirkung auf uns Menschen und die Natur standen im Mittelpunkt des 19. Wasserforums Unterfranken, das erstmals als hybride Veranstaltung sowohl in Präsenz als auch im Online-Format stattfand. Gerade in Unterfranken als einem Hotspot des Klimawandels ist es besonders wichtig, den Herausforderungen des Klimawandels entgegenzutreten und uns in allen Lebensbereichen auf die klimatischen Veränderungen vorzubereiten. Durch die Art und Weise, wie wir unsere Umgebung gestalten, haben wir direkten Einfluss auf unser regionales Klima und können zukünftige Wetterereignisse abmildern bzw. uns an sie anpassen.

In ihrer Begrüßung vor knapp 100 Teilnehmenden in der Zehntscheune des Juliusspitals sowie über 150 Personen online an den Bildschirmen betonte Regierungspräsidentin Dr. Susanne Weizendörfer die Wichtigkeit, in Zeiten mit jährlich steigenden Durchschnittstemperaturen und immer neuen Temperaturrekorden, die Herausforderungen des Klimawandels anzunehmen und gemeinsam Lösungen für die Zukunft zu finden.

Dabei verwies Frau Dr. Weizendörfer auf den prognostizierten weiteren Anstieg der Temperaturen in unserer Region. Gepaart mit immer längeren Dürreperioden, werden die künftigen Temperaturentwicklungen nicht nur der Natur sichtbar zu schaffen machen, sondern auch unsere Gesundheit vor immer größere Probleme stellen.

„Wir müssen die potentiellen Folgen für unsere Gesundheit kennen sowie die Zusammenhänge zwischen der Temperaturentwicklung und der Gestaltung unserer Landschaft und unserer Siedlungsbereiche verstehen“, erläuterte die Regierungspräsidentin. Dazu liefere die Veranstaltung mit Beiträgen aus der Forschung und der Praxis wichtige Informationen und zeige auf, mit welchen Anpassungen uns eine klimaresiliente Zukunft gelingen könnte.

Die gesundheitlichen Auswirkungen der zunehmenden Hitze auf uns Menschen bildeten den Schwerpunkt der Präsentation von Heidi Lahne, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. Hierzu stellte Frau Lahne vielfältige hitzeassoziierte Erkrankungen vor und zeigte gleichzeitig auf, wie durch verhaltens- und verhältnispräventive Maßnahmen die menschliche Gesundheit geschützt werden kann. Die in Bund/Länder-Arbeitsgruppen entwickelten konkreten Handlungsempfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen sollen in den Ländern auf kommunaler Ebene umgesetzt werden.

Neben allgemeinen Informationen und Materialien zum Thema Hitze, Hitzeanpassung und Gesundheitsschutz umfasst das Angebot für die Kommunen verschiedene Veranstaltungsformate sowie Beratungsgespräche zur Erstellung von eigenen Hitzeaktionsplänen. Darüber hinaus blickte Frau Lahne auf aktuelle Forschungsprojekte wie z.B. „Klimaanpassung in der Pflege“ und „Klimaanpassung in Kindertageseinrichtungen und heilpädagogischen Tagesstätten“, bei denen interessierten Kommunen ebenfalls konkrete Hilfestellungen angeboten werden.

In seinem eindringlich vorgetragenen Beitrag „Klimalandschaften – wie die Gestaltung unserer Landschaft Einfluss auf das lokale und regionale Klima hat“ stellte Stefan Schwarzer, Physischer Geograf, Aufbauende Landschaften e.V., das Wasser in den Mittelpunkt. Global betrachtet stammt der Niederschlag zu etwa 50% aus der Verdunstung von Wasser über dem Festland und hat dort größtenteils seinen Ursprung in der Vegetation. Umso wichtiger ist es, die Wasserkreisläufe vor Ort zu erhalten, machte Schwarzer deutlich und verband dies mit einem klaren Appell: Wasser pflanzen! Dies ist zwar so direkt nicht möglich, indirekt aber schon. In einer bewachsenen Fläche wird ein Großteil des Niederschlags durch die Pflanzenverdunstung wieder in den Wasserkreislauf zurückgeführt. Mehr Verdunstung am Boden führt zu mehr Wolken und diese wiederum zu mehr Niederschlag. Zudem entsteht bei der Verdunstung des Wassers die sogenannte „Verdunstungskälte“ – ein einzelner Baum habe laut Herrn Schwarzer dabei den Effekt von bis zu 10 Klimaanlagen. Solche positiven Effekte von gezielten Landnutzungsänderungen auf die regionale Temperaturentwicklung zeigten sich auch in Studien und sind ein wichtiger Beitrag zur Anpassung der Region an den Klimawandel, erläuterte Schwarzer.

Ebenso wichtig ist die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens, zeigte Stefan Schwarzer anschließend auf. Am Beispiel „klassischer Fichtenforst“ versus „vielfältiger resilienter Laub-Dauerwald“ machte er die großen Unterschiede deutlich. Wir brauchen den Boden als Wasserspeicher mit einer erhöhen Versickerung und einer erhöhten Grundwasserneubildung, so Schwarzer, der für ein neues Wasserparadigma plädierte: Den Wert von Wasser und seinen zyklischen Kreisläufen erkennen und in Zukunft noch stärker berücksichtigen – das bedeutet, so gut wie möglich das Wasser auf den Flächen zurückhalten!

Mit mehr Vegetation das Klima kühlen, die kleinen Wasserkreisläufe wieder aktivieren, Böden aufbauen, die Landwirtschaft resilienter gestalten und insgesamt ganzheitlich durchdachte Systeme entwickeln – das am Anfang des Vortrags geäußerte Ziel, Wasser zu pflanzen, und die damit einhergehenden Vorteile erschienen den Teilnehmenden nun sehr klar.

Einen interessanten Einblick in den regionalen Hitzeaktionsplan mit entsprechenden Lösungsansätzen lieferten Dr. Christian Göpfert und Annett Rohmer von der Stabsstelle Klima und Nachhaltigkeit der Stadt Würzburg. Dass für Würzburg dringender Handlungsbedarf besteht, machen Messungen deutlich, die eine um bis 8 Grad Überwärmung der Innenstadt im Mittel gegenüber dem Umland zeigen. Insofern kam es 2020 zur Entwicklung konkreter Umsetzungsmaßnahmen und der Erstellung des Hitzeaktionsplans, dessen Umsetzung auch in Zukunft kontinuierlich begleitet werden soll.

Der Hitzeaktionsplan stadt.land.wü. umfasst etwa 50 Maßnahmen. Unter anderem beinhaltet er konkrete Lösungsansätze, wie die Bevölkerung vor anstehenden Hitzeperioden gewarnt wird, wie eine zielgruppenübergreifende Information über passende Kommunikationskanäle erfolgen sollte, auf welche Weise Hitze in Innenräumen reduziert werden kann, wie Gesundheits- und Sozialsysteme (und besonders Risikogruppen) auf Hitzeperioden vorzubereiten sind und wie die Temperaturentwicklung in der Stadt- und Bauleitplanung zu berücksichtigen ist. Frau Rohmer stellte hierzu verschiedene Informationsmaterialien vor und zeigte anhand ausgewählter Maßnahmen, wie die Stadt Würzburg ihre Bürgerinnen und Bürger in Zukunft vor den gesundheitlichen Risiken bei hohen Temperaturen schützen möchte. Am Schluss ihrer Präsentation wiesen Frau Rohmer und Herr Dr. Göpfert auf die zusätzliche Förderung von freiwilligen Begrünungsleistungen bei Freiflächen, Außenanlagen und Gebäuden hin, die ab dem 1. April 2025 neu anläuft.

Sehr konkrete Beispiele zu einer resilienten Gestaltung der Landschaft präsentierte Lisa Knur, UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, in ihrem Vortrag „Heiße Aussichten für Unterfranken – Ökosysteme und Landnutzung resilient gestalten“. Das Biosphärenreservat Rhön dient als Lernort und Modellregion für Nachhaltige Entwicklung der Erprobung zukunftsorientierter Lösungen und als Plattform für einen inter- und transdisziplinären Austausch. Hierzu stellte Frau Knur exemplarisch die Ökosysteme Grundwasser und Boden vor und zeigte anhand vieler vor Ort umgesetzter Maßnahmen auf, wie eine Landnutzung aussehen muss, um die Ökosysteme gesund und widerstandsfähig zu halten.

Ein wesentlicher Faktor dabei ist, die Trockenlegung unserer Landschaft zu stoppen und stattdessen sogenannte „Schwammlandschaften“ zu schaffen. Schwammlandschaften sollen das Wasser (wie ein Schwamm) möglichst zurückhalten und in den Böden speichern, damit das Wasser vor Ort versickern und gleichzeitig zur Grundwasserneubildung beitragen kann. Der Wasserrückhalt sollte schon in unseren Wäldern beginnen; als geeignete Maßnahme nannte Frau Knur hier den Wasserrückhalt an Waldwegen. Quellbereiche und Quellbäche sollten von Wasserrückhaltemaßnahmen im Wald jedoch unbeeinträchtigt bleiben. Wichtig sei außerdem, die Böden zu entsiegeln und wieder in einen guten ökologischen Zustand zu versetzen sowie die Landwirtschaft an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Diese kann mit einer bodenschonenden Bewirtschaftung, den Rückbau von Drainagen, einem aktiven Humusaufbau sowie einer temporären Anstauung von Entwässerungsgräben einen wertvollen Beitrag leisten. Gleiches gilt für die Renaturierung von Bachläufen, bestenfalls mit Anbindung der Gewässer an Feuchtwiesen und Auwäldern. Mit diesen mutmachenden Beispielen und dem Appell an das Publikum, die Probleme jetzt anzupacken – am besten mit den Dingen, die leicht umzusetzen sind – beendete Frau Knur ihre sehr anregende Präsentation.

Das 19. Wasserforum Unterfranken erfreute sich einer regen Beteiligung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und führte zu einem positiven Schlussresümee. Dies zeigt, so betonte der Moderator Bertram Eidel, Abteilungsdirektor im Bereich Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz der Regierung von Unterfranken, die Wichtigkeit des Themas und die Notwendigkeit, die künftigen Herausforderungen als Gemeinschaftsaufgabe zu begreifen.

Zum Schluss nutzte Herr Eidel die Gelegenheit für eine Danksagung an Herrn Christian Guschker, der in seinen 13 Jahren als Projektleiter der AKTION GRUNDWASSERSCHUTZ mit großem Engagement und viel Herzblut wesentlich dazu beigetragen hat, dass sich die Aktion zu einer wichtigen Institution zum Thema Grundwasserschutz in Unterfranken weiterentwickelt hat. Herr Guschker bleibt dem Sachgebiet als stellvertretender Sachgebietsleiter mit seinem Know-how erhalten. Für Herrn Guschker hat Anfang des Jahres Herr Dr. Jens Habenstein die Projektleitung der Aktion übernommen. Mit Herrn Habenstein als neuem und engagiertem Projektleiter der Aktion sei man sich sicher, auch in Zukunft eine Vorreiter-Rolle für den Grundwasserschutz einnehmen zu können.

Programm

12.45 Uhr  Anmeldung im System
(für Teilnehmende der Videokonferenz)
13.00 Uhr  Begrüßung
Dr. Susanne Weizendörfer, Regierungspräsidentin 
13.15 Uhr  Die Hitzeentwicklung in Unterfranken und deren Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen
Heidi Lahne, Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) 
14.00 Uhr Klimalandschaften – wie die Gestaltung unserer Landschaft Einfluss auf das lokale und regionale Klima hat
Stefan Schwarzer, Physischer Geograf, Aufbauende Landwirtschaft e.V.
14.45 Uhr  PAUSE
15.15 Uhr  Der Hitzeaktionsplan stadt.land.wü – Lösungsansätze für die Stadt Würzburg
Dr. Christian Göpfert (Leiter der Stabsstelle Klima und Nachhaltigkeit der Stadt Würzburg) und Annett Rohmer (Klimaanpassungsmanagerin, Stabsstelle Klima und Nachhaltigkeit)
15.45 Uhr Heiße Aussichten für Unterfranken – Ökosysteme und Landnutzung resilient gestalten
Lisa Knur, UNESCO-Biosphärenreservat Rhön 
16.15 Uhr Schlusswort und Ende der Veranstaltung

Impressionen

Vorträge




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