• 27. März 2023 – Online-Veranstaltung

    17. Wasserforum Unterfranken

27. März 2023, 13.00 – 16.00 Uhr

Schnelles Handeln ist gefragt: Gemeinsam für einen klimaresilienten Landschaftswasserhaushalt

Immer stärker werden die schnellen und grundlegenden Veränderungen des Landschaftswasserhaushalts auch bei uns in Unterfranken deutlich. Treibende Kraft des sich beschleunigenden Klimawandels ist unter anderem auch der Wandel in der Landnutzung. Wie beeinflussen wir den Landschaftswasserhaushalt, welche Auswirkungen hat unser Handeln, reichen unsere Anpassungsmaßnahmen aus, um den Landschaftswasserhaushalt zu stärken oder müssen wir deutlich mehr tun – das waren die Themen des diesjährigen Wasserforums Unterfranken.

Dass schnelles Handeln nicht nur als Motto des Weltwassertags 2023 dient, sondern vielmehr eine konkrete Aufforderung an uns alle darstellt, betonte Regierungspräsident Dr. Eugen Ehmann in seiner Begrüßungsrede zur Veranstaltung. Mit fast 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer verzeichnete das wiederum im Online-Format durchgeführte Wasserforum seinen bisher höchsten Zuspruch. Neben Fachvorträgen aus Forschung und Wasserwirtschaft zum Landschaftswasserhaushalt stehen konkrete Lösungsansätze für ein gemeinsames Handeln im Fokus der Veranstaltung, erläuterte Dr. Ehmann.

In seinem Vortrag stellte Martin Popp vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz kurz die Schwerpunkte der „Wasserzukunft Bayern 2050“ vor. Ein neues Denken und eine klare Strategie seien unter den aktuellen Entwicklungen – einerseits eine zunehmende Trockenheit, andererseits Extremwetterereignisse mit katastrophalen Auswirkungen – unumgänglich. Eingriffe in die Landschaft oder Flächenversiegelung im größeren Ausmaß führen zu Veränderungen des Landschaftswasserhaushalts und zu steigenden Defiziten bei der Grundwasserneubildung. Um die Zukunft des Wasserlands Bayern zu sichern, müssen noch mehr Anstrengungen unternommen werden, das Wasser in der Fläche und in der Tiefe zu speichern, so Herr Popp.

In seiner Präsentation spannte Prof. Dr.-Ing. Markus Disse, Technische Universität München, den Bogen von den veränderten klimatischen Randbedingungen über Veränderungen in der landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Bewirtschaftung sowie der Siedlungswirtschaft hin zu möglichen Lösungsansätzen bei Landnutzungs- und Bewirtschaftungsmaßnahmen.  Wasser sei hierbei das verbindende Element. Mut machten dabei die von Prof. Disse aufgeführten Beispiele, die vor Ort zu einem einen resilienten Landschaftswasserhaushalt beitragen können.

Wie ist die Situation bei uns in Unterfranken – wo stehen wir aktuell und welcher konkrete Handlungsbedarf besteht? Hintergründe und Antworten auf diese Fragen lieferte Axel Bauer, Sachgebietsleiter der Regierung von Unterfranken in seinem Vortrag. Die Fakten sind eindeutig: Bei der Grundwasserneubildung gibt es seit 20 Jahren in Unterfranken kein einziges Jahr mit einem deutlichen Überschuss. Im Gegenteil, die Defizite nehmen zu, was auch die Trinkwasserversorgung vor zunehmende Herausforderungen stellt. Ausführlich stellte Herr Bauer aktuelle Konzepte und langfristige Maßnahmen vor, die sich am Handlungsbedarf der Themenfelder „Bewässerung“, „Gewässerökologie“, „Starkniederschlag und Hochwasserrückhalt“ orientieren. Eines wurde dabei deutlich: Für einen zukunftssicheren Landschaftswasserhaushalt in Unterfranken ist die Zusammenarbeit vieler unterschiedlicher Akteure unerlässlich.

Dank seiner Erfahrungen in der Forschung, aber vor allem als Administrator der Hessischen Staatsdomäne Gladbacherhof, stellte Johannes Eisert Beispiele aus der Praxis vor, wie das Wasser in der Landwirtschaft effizienter genutzt werden kann. Neben eher allgemeinen Anpassungsmaßnahmen standen in der Präsentation ein reduzierter Wasserverbrauch, eine bessere Verwertung des vorhandenen Wassers sowie verschiedene Ansätze, um das Wasser länger im System zu halten, im Mittelpunkt seiner sehr anschaulichen Lösungsansätze.

Weg vom landwirtschaftlichen Betrieb, hinein in die Kommune führte Florian Atzmüller, 1. Bürgermeister der Gemeinde Wartmannsroth, in seinem Vortrag. Vor dem Hintergrund mehrfacher Überschwemmungen in seiner Gemeinde, wurde ein innovatives Regenwassermanagement auf den Weg gebracht, das Herr Atzmüller vorstellte. Hierunter fallen der Verzicht auf neue Flächenversiegelung, die Zwischenspeicherung von Wasserressourcen, die Neuanlage von Bäumen und Hecken, die Förderung der Artenvielfalt durch Pufferflächen zu Ackerflächen sowie Bildungsprojekte zur thematischen Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen.

Welche Rolle Fließgewässer im Landschaftswasserhaushalt spielen und wie ihre natürliche Funktion verbessert bzw. wieder hergestellt werden kann, thematisierten Maximilian Sehr vom Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg und Dr. Anne-Kathrin Jackel von der Regierung von Unterfranken in ihrem Gemeinschaftsvortrag. Über welches Selbstreinigungspotenzial verfügt ein Fließgewässer und welche Auswirkungen hat eine naturnahe Gewässerentwicklung auf das Ökosystem – durch verschiedene Maßnahmen lassen sich positive Effekte erzielen, wie Herr Sehr am Beispiel des Neuwiesenbach in Alzenau aufzeigte. Frau Jackel stellte die Ziele, Umfang und Ablauf einer Gewässerunterhaltung vor und wies auf entsprechende Fördermöglichkeiten ausgewählter Gewässerpflege- und Unterhaltungsmaßnahmen hin. Auch der Ausbau von Gewässern dient einer verbesserten Widerstandsfähigkeit des Landschaftswasserhaushalts und ist Teil des vom Freistaat geförderten Projekts „Auf zu lebenswerten Bächen“, das Frau Dr. Jackel koordiniert.

Nicht nur die große Anzahl an Teilnehmenden, auch die rege Beteiligung im Chat führte zu einem insgesamt sehr positiven Resümee aller Beteiligten zum diesjährigen Wasserforum. Aufgrund der praktischen Beispiele schloss sich damit auch der Kreis zur Ausgangsfrage und es wurde deutlich, dass und wie wir gemeinsam zu einem schnelleren Handeln beitragen können!

Programm

12.45 Uhr  Anmeldung im System 
13.00 Uhr  Begrüßung
Dr. Eugen Ehmann, Regierungspräsident 
13.15 Uhr  Wasserzukunft Bayern 2050
Martin Popp, Bayerisches Staatsministerium
für Umwelt und Verbraucherschutz  
13.30 Uhr Wasser als verbindendes Element:
Der Landschaftswasserhaushalt
und wie wir ihn beeinflussen

Prof. Dr.-Ing. Markus Disse, Lehrstuhl für
Hydrologie und Flussgebietsmanagement,
Technische Universität München
14.00 Uhr  Der Landschaftswasserhaushalt in Unterfranken – wo stehen wir, wie handeln wir, was bringt die Zukunft?
Axel Bauer, Sachgebietsleiter Wasserwirtschaft,
Regierung von Unterfranken
14.30 Uhr  PAUSE
14.45 Uhr Landwirtschaft: Lösungsansätze, um das Wasser in der Landschaft zu halten
Dipl.-Ing. agr. Johannes Eisert, Administrator
Hessische Staatsdomäne Gladbacherhof
15.10 Uhr  Kommunen: Klimaanpassung durch gezieltes Wassermanagement
Florian Atzmüller, 1. Bürgermeister
Gemeinde Wartmannsroth
15.35 Uhr  Fließgewässer: Ihre natürliche Funktion im
Landschaftswasserhaushalt wieder herstellen

Dr. Anne-Kathrin Jackel, Regierung von Unterfranken und Maximilian Sehr, Wasserwirtschaftsamt
Aschaffenburg
16.00 Uhr Schlusswort und Ende der Veranstaltung

Vorträge

Skip to content