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28. März 2022, 14.00 – 17.30 Uhr
Wasserversorgung in Unterfranken: Heute schon an morgen denken
Der nachhaltige Umgang mit Wasser ist eine der großen Herausforderungen der Zukunft, vor der sowohl die europäische Wasserpolitik als auch Bayern und die unterfränkischen Wasserversorger stehen. Welche Auswirkungen haben dabei politische und strategische Vorgaben, welche Erkenntnisse liefert die brandneue Wasserversorgungsbilanz Unterfranken 2035 und wie kann die Versorgungssicherheit auch künftig aufrechterhalten werden – das waren die Themen des 16. Wasserforums Unterfranken.
„Der Klimawandel bringt auch anderen Regionen Probleme, die wir in Unterfranken schon länger kennen“. Mit diesen Worten eröffnete Regierungspräsident Dr. Eugen Ehmann das diesjährige Wasserforum, welches wiederum im Online-Format mit knapp 250 Teilnehmenden stattfand. Dr. Ehmann verwies auch auf das 20jährige Jubiläum der AKTION GRUNDWASSERSCHUTZ und betonte die vielfältigen Aktivitäten, mit der wertvolle Impulse für einen nachhaltigen Umgang mit dem Wasser gesetzt werden. So haben sich gerade in der Pandemie die verschiedenen digitalen Bildungsangebote an den Schulen bewährt.
Thorsten Glauber, Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz, nutzte die Gelegenheit, um die Strategie und ergriffene Anpassungsmaßnahmen der bayerischen Wasserwirtschaft vorzustellen. Den Rahmen bildet das Programm „Wasserzukunft Bayern 2050 – Wasser neu denken!“, das bewusst auf einen Zeitraum von 30 Jahren angelegt ist und sich als Gemeinschaftsaufgabe versteht. Die langfristige Sicherung der öffentlichen Wasserversorgung erfolge dabei auf zwei sich ergänzenden Ebenen – regional und überregional. Dabei gelte weiterhin die Prämisse: Erhalt der ortsnahen, regionalen Versorgung in kommunaler Hand mit besserer Vernetzung und dort, wo es notwendig ist, erfolgt eine Ergänzung bzw. ein Verbund mit überregionalen Fernwassersystemen. Bei allen technischen Möglichkeiten, betonte Staatsminister Glauber, könne nichts den natürlichen Speicher ersetzen. Ein intakter Landschaftswasserhaushalt sei der eigentliche Schlüssel zur Wassersicherheit und es sei an der Zeit, die Schwammfunktion des Bodens noch stärker auf die Agenda zu setzen.
In ihrer Präsentation baute Frau Dr. Claudia Castell-Exner, Präsidentin EurEau, bewusst die Brücke zwischen der europäischen Wasserpolitik und den Auswirkungen auf die Region. Mit der Initiierung des European Green Deal 2019 sei ein „Paukenschlag“ gelungen, mit dem konkrete Umsetzungsvorschläge in sehr vielen Bereichen entwickelt wurden – auch für die Wasserversorgung. Von den aktuell geplanten 26 Gesetzesvorhaben stellte Frau Dr. Castell-Exner drei Beispiele vor. So zeigte sie für das Thema Trinkwasser drei Verantwortungsbereiche beim künftigen „Risikomanagement“ auf und betonte die wachsende Bedeutung des Zugangs zu Wasser im öffentlichen Raum. Daneben stellte Frau Dr. Castell-Exner kurz erste Initiativen von Wasserversorgern vor, die sich den Herausforderungen zur Anpassung an den Klimawandel stellen und sensibilisierte die Unternehmen für den Schutz ihrer kritischen Infrastrukturen.
Wie ist es um die Sicherheit der öffentlichen Trinkwasserversorgung in Unterfranken bestellt – heute und vor allem mit Blick auf morgen? Antworten auf diese wichtigen Fragen lieferte Axel Bauer, Sachgebietsleiter Wasserwirtschaft an der Regierung von Unterfranken, mit der erstmaligen Vorstellung der Wasserversorgungsbilanz Unterfranken 2035. Aufgrund des fortschreitenden Klimawandels gab es seit 2003 kein Jahr mit einem deutlichen Überschuss bei der Grundwasserneubildung; zum Teil sogar deutliche Defizite, so dass es zu einer Reduktion der Reserve des Wasserdargebots kommt, vor allem bei der Abdeckung des Tagesspitzenbedarfs. Hier schlagen primär die nachlassenden Quellschüttungen durch.
Beim Blick in den Regionen wird deutlich, dass es einige Bilanzgebiete mit einer eingeschränkten bzw. stark eingeschränkten Versorgungssicherheit gibt. Insgesamt gibt es unterfrankenweit nur 80 Bilanzgebiete mit einer uneingeschränkten Versorgungssicherheit, was auch an der Struktur der Wasserversorgung liegt. Axel Bauer zeigte sich zuversichtlich, dass die Wasserversorgung weiterhin sicher bleiben wird. Allerdings gilt es, die Auswirkungen der klimatischen Veränderungen über 2035 hinaus zu beobachten und entsprechende Maßnahmen zu planen. Dabei werden stärkere regionale und überregionale Vernetzungen sowie die Fernwasserversorgung in Zukunft noch weiter an Bedeutung gewinnen.
Der Sektor Wasser mit der Trinkwasserversorgung und der Abwasserbehandlung gilt als „Wesentliche Einrichtung“, die zur kritischen Infrastruktur zählt. Welche Anforderungen an die IT-Sicherheit die Wasserversorger vor allem künftig somit erfüllen müssen, zeigte Frau Dr. Sigrid Schwub in ihrem Vortrag auf. Dabei wies sie darauf hin, dass auf die Unternehmen durch die Umsetzung der EU-Gesetzgebung in nationales Recht erhebliche Änderungen zukommen werden. Hierunter fallen weitreichende Kontrollbefugnisse des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik und eine Verschärfung der persönlichen Haftung der Verantwortlichen. Um einer (persönlichen) Haftung sowie Schadensersatzpflichten zu entgehen, müssen künftig alle Unternehmen den Stand der Technik erfüllen, ein Cybersicherheitskonzept entwickeln sowie ein Risikomanagement und eine ordnungsgemäße Dokumentation vorweisen können, wie Frau Dr. Schwub deutlich machte.
Einen Einblick in die Wasserversorgung der Stadt Schweinfurt lieferte Thomas Kästner in seinem Vortrag. Dabei wurde deutlich, dass die Stadtwerke die – auch in den Beiträgen von Staatsminister Glauber und Herrn Bauer angesprochenen – Anforderungen bezüglich der Zukunftssicherung durch eine bessere Vernetzung erfüllen. Darüber hinaus stellte er eine 26 km lange Trinkwassertransportleitung von Schweinfurt nach Wohnau vor, die zur regionalen und nachhaltigen Wasserversorgung beiträgt. Zum anderen das sektorenübergreifende Projekt „Klimaneutrale Wasserversorgung in Mainfranken“, das den Bereich der regenerativen Energieerzeugung mit der Wasserversorgung und digitalen Prozessen verbindet. Das Projekt wurde mit dem Stadtwerke Award 2021 ausgezeichnet und solle als Modell für weitere Wasserversorger dienen, so Geschäftsführer Kästner. Darüber hinaus sei die Wasserversorgung in Not- und Katastrophenfällen durch verschiedene Maßnahmen gut und zukunftssicher aufgestellt.
Summa summarum erfreute sich auch das zweite digitale Wasserforum einer regen Beteiligung sowohl im Chat als auch durch die Beiträge der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Sicherlich ein Beleg für die Bedeutung solcher Veranstaltungen und die Relevanz der gewählten Themen. Nichtsdestotrotz hoffen wir alle, uns beim nächsten Wasserforum in Präsenz wiedersehen zu können!