- Über uns
- Situation in Unterfranken
-
-
Natürliche Gegebenheiten
- Niederschlag
- Geologie
- Grundwasser
-
Trinkwasserversorgung
- Struktur und Zuständigkeiten
- Qualität und Verbrauch
- Wasserschutzgebiete
-
Herausforderungen
- Gefahren und Empfehlungen
- Klimawandel
- Versorgungsbilanz 2025
-
-
- Projekte
-
- Tipps
- Veranstaltungen
- Publikationen
- Info-Mail
10. Mai 2021 – 14.00 Uhr
Trockenes Unterfranken – Ansätze für einen zukunftsfähigen Umgang mit Wasser
Der an Geschwindigkeit zunehmende Klimawandel und die in der Folge abnehmende Verfügbarkeit der lebenswichtigen Ressource Wasser führen zunehmend zu Herausforderungen bis hin zu Kriegen. Die zentralasiatischen Republiken Kirgistan und Tadschikistan bringt der Streit um Wasser ganz aktuell an den Rand eines Krieges. Aber auch in Unterfranken nehmen Nutzungskonflikte zu. Mit diesem Beispiel eröffnete Herr Regierungspräsident Dr. Eugen Ehmann das diesjährige Wasserforum. Ganz im Sinne des thematischen Schwerpunktes „Herausforderungen und Anpassungen an den Klimawandel“ kamen die über 250 Teilnehmenden des diesjährigen Wasserforums Unterfranken Corona-bedingt und gleichzeitig klimaschonend virtuell zusammen.
Der Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz Thorsten Glauber wandte sich mit einem Grußwort an die Besucher. „Wir haben teilweise Niederschlagsverhältnisse wie in Jordanien, 450-500 l/m² im Jahr“ wies er das Publikum auf die angespannte Wassersituation in Unterfranken hin. Kluges Wassermanagement ist das Gebot der Stunde: „Wasser speichern! Wasser verteilen! Wasser schützen! Wasser schätzen!“ Seine Botschaft schließt er mit einem Lob: „Mit der AKTION GRUNDWASSERSCHUTZ und dem Wasserforum beweist Unterfranken schon lange kluge Voraussicht und hohe Verantwortung für unser flüssiges Tafelsilber – nein – Tafelgold.“
Rege Diskussionen ergaben sich gleich nach dem fundierten Bericht über die aktuelle Grundwassersituation in Unterfranken von Herrn Dr. Jörg Neumann vom Bayerischen Landesamt für Umwelt. „Das Trockenjahr 2015 war kein Einzelereignis, die Entwicklung der letzten Jahre setzt sich fort.“ Steigende Temperaturen, abnehmende Niederschläge und in der Folge rückläufige Grundwasserneubildungsraten führen sukzessive zu sinkenden Grundwasserständen mit einer hohen Anzahl an jemals gemessenen Niedrigstwerten und abnehmenden Quellschüttungen. Dass das Grundwasser bereits auf kleine Änderungen des Niederschlagsgeschehens empfindlich reagiert, belegen die gemessenen Werte: In 2016 bis 2020 regnete es in Unterfranken im Jahresmittel 11 % weniger als im Vergleichszeitraum 1971 – 2000. Das Defizit bei der Grundwasserneubildung fiel im Vergleich viel stärker aus: – 24 %.
Herr Oliver Kröner, Behördenleiter am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bad Neustadt an der Saale belegte die großen Herausforderungen des Klimawandels für die unterfränkische Wald- und Forstwirtschaft. Er spricht sogar von Klimakrise und einer Jahrhundertherausforderung für Unterfrankens Wälder. Der vor allem in den Sommermonaten immer weniger werdende verfügbare Wasservorrat im Boden führt zu immer mehr Dürrephasen und damit Stress für die heimischen Baumarten. Die Vitalität sinkt. Eine Anpassung der Wälder mit „neuen“, alternativen Baumarten ist ebenso erforderlich wie ein nachhaltiges Wassermanagement: „Im Wald zählt in Zukunft jeder Tropfen“.
Klimawandel und Wasserknappheit sind ein existenzielles Zukunftsthema, das nicht nur Wasserversorger, Landwirte und Forstwirte umtreibt. Auch die Kommunen und ihre Siedlungsentwicklung sind davon erheblich betroffen. Gefragt sind deswegen Konzepte und Innovationen als praktische Antworten auf die Auswirkungen des Klimawandels, gerade hier in Unterfranken.
Frau Dr.-Ing. Nadine Scheyer, Betriebsleiterin der Stadtentwässerung Schweinfurt stellt zum Schutz der Wasserressourcen in der Fränkischen Trockenplatte die innovative Verwendung von sogenanntem Nutzwasser für die Bewässerung städtischen Grüns vor. Im Rahmen eines Forschungsvorhabens zusammen mit der Technischen Universität München und der Regierung von Unterfranken plant die Stadt Schweinfurt, die Qualität des ohnehin schon aufwändig gereinigten Abwassers aus der Kläranlage noch weiter technisch aufzubereiten, um damit Felder oder Weinberge, aber auch Sportplätze oder städtische Grünanlagen bewässern zu können. „Wir legen verschiedene Demonstrationsanlagen an, die Bewässerung der Landesgartenschau 2026 erfolgt mit „unserem“ Nutzwasser.“
„Das Regenwasser darf nicht einfach der Kanalisation zugeführt werden, sondern muss im Boden gespeichert werden“ betonte Alexander Bauer vom Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg bei seinem Vortrag zur wassersensiblen Siedlungsentwicklung. Er nennt das idealerweise „Schwammstädte“. Besonders geeignet seien hierfür etwa Baum-Rigolen, die sowohl Versickerung als auch Verdunstung begünstigen. „Wassersensibles und klimawandelangepasstes Bauen heißt, so zu planen und zu bauen, dass auch in Zukunft trotz Klimawandel ein lebenswertes, sicheres und gesundes Leben in unseren Städten möglich ist und bezahlbar bleibt. Wasser in der Stadt als Chance für mehr Lebensqualität und Artenvielfalt nutzen!“ so sein Fazit.
Zum Abschluss stellt Herr 2. Bürgermeister Martin Heilig konkrete Umsetzungsbeispiele für ein klimaangepasstes Wassermanagement in Würzburg vor. Auf Grundlage einer konsequenten Klimaanpassungsstrategie setzt die Stadt Maßnahmen um, die Gewässer wieder erlebbar machen, ökologisch aufwerten und die Retention stärken. Stadtgrün als wichtige Komponente der wassersensiblen Stadt wird gefördert, Wassermanagement für urbanes Grün und den Stadtwald etabliert. Die Einbindung der Stadtgesellschaft ist Herrn Heilig dabei besonders wichtig. Die „Entwicklung von einer städtischen Wärmeinsel hin zu einem städtischen Kühlschrank“ ist seine Vision.
Die Diskussionen im Chat und nach den Vorträgen sowie die Rückmeldungen der virtuellen Teilnehmer bestätigen die Wichtigkeit solcher Veranstaltungen angesichts der problematischen Folgen des Klimawandels hier in Unterfranken. „Nicht resignieren oder den Kopf in den Sand stecken, sondern fundiert informieren und anhand von Good-Practice-Beispielen zeigen, wie die immer knapper werdende Ressource Wasser künftig nachhaltig genutzt werden kann“ so das einhellige Fazit der Veranstalter.
Bis zum nächsten Wasserforum, egal ob virtuell oder in Präsenz!