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22. März 2018
Wasserversorgungsbilanz 2.0 – unser Trinkwasser heute und in Zukunft
13. Wasserforum Unterfranken im Juliusspital Würzburg
„Wir müssen davon ausgehen, dass die weltweiten Auswirkungen des Klimawandels weiter zunehmen – und auch die Wasserversorgungsunternehmen in Unterfranken vor wachsende Herausforderungen stellen.“ Dies war die zentrale Aussage der Begrüßungsrede von Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer vor über 150 interessierten Teilnehmern zur Eröffnung des 13. Wasserforums Unterfranken am 22. März in Würzburg.
Dr. Beinhofer legte dar, dass laut einer Umfrage der Regierung knapp zwei Drittel der Wasserversorgungsunternehmen im Hinblick auf den Klimawandel Anpassungen ihrer Wasserversorgung für dringend notwendig erachten. Zur Unterstützung ihrer Arbeit sei die Wasserversorgungsbilanz Unterfranken aus unserem Haus ein zentrales Hilfsmittel. Diese wurde 2010 erstmals veröffentlicht und seitdem kontinuierlich fortgeschrieben. Das Wasserforum 2018 stellt die Ergebnisse und die sich daraus ergebenden Konsequenzen bis 2035 vor. Für die 309 Wasserversorger hat sich die Wasserversorgungsbilanz als eine wertvolle Entscheidungshilfe zur Steigerung der Versorgungssicherheit etabliert, für die Wasserwirtschaftsämter als gutes Beratungsinstrument. Dr. Beinhofer wies zudem auch auf den aktuell erschienenen Leitfaden „Reduzierung von Nitratbelastungen in Trinkwassereinzugsgebieten“ hin, der in Kürze an alle Wasserversorger in Unterfranken versandt wird.
Manfred Forst vom beauftragten Büro BGS Umwelt stellte den aktuellen Stand und die zukünftigen Herausforderungen der öffentlichen Trinkwasserversorgung in Unterfranken dar: „Der konsequente Grundwasserschutz in Unterfranken zeigt Erfolge, bleibt jedoch eine Daueraufgabe“. Seit der Erstellung der ersten Wasserversorgungsbilanz hat sich die Versorgungssicherheit in Unterfranken deutlich verbessert. Allerdings ist klimabedingt bis 2035 – früher und stärker als erwartet – mit einem Rückgang von Quellschüttungen im Zeitraum Juni bis September um 20%, aber auch mit einem Rückgang der Ergiebigkeit von Brunnen um 5% zu rechnen. Dadurch sind verstärkte Versorgungsengpässe vor allem beim Tagesspitzenbedarf zu erwarten Dies macht zwingend weitere Anpassungen zur Sicherung der öffentlichen Trinkwasserversorgung notwendig. Beispielhaft können dies sein: neue Brunnenerschließungen, neue Verbundleitungen, interkommunale Kooperationen, Anschluss an die Fernwasserversorgung oder die Reduzierung von Wasserverlusten.
Reinhard Klumpp vom Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg und Carolin Schmidt vom Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen bestätigten den positiven Trend in den letzten zehn Jahren. In den Regionen Bayerischer Untermain und Würzburg verringerten sich die Bilanzgebiete mit stark eingeschränkter Versorgungssicherheit von 42 auf 35%, in der Region Main-Rhön von 30 auf 23%. Die ergriffenen Maßnahmen waren unterschiedlich und an die jeweiligen örtlichen Verhältnisse angepasst, meist aber für die Kommunen mit hohen Investitionskosten verbunden. Wenn Versorgungsengpässe auftreten, dann vor allem bei Wasserversorgungsunternehmen, die (ausschließlich) von flachgründigen Quellen gespeist sind. Daher mussten auch 2017 in mehreren Landkreisen Wassersparanordnungen erlassen werden. Die zukünftigen Handlungsschwerpunkte werden in den Bereichen Ressourcensicherung, Verbesserung und Erhalt der technischen Struktur und bei der Betriebsorganisation gesehen. Die Wasserwirtschaftsämter unterstützen und beraten die Wasserversorger auf der Suche nach effizienten und finanzierbaren Lösungen.
Damoklesschwert Liberalisierung der öffentlichen Trinkwasserversorgung – das war das Thema von Hermann Löhner, Werkleiter der Fernwasserversorgung Franken. In seinem Vortrag motivierte er die kollegialen Wasserversorger, auf die immer wiederkehrenden Forderungen nach mehr Wettbewerb mit einer höheren Transparenz der Wasserpreise und einer Modernisierung „Ihrer“ Wasserversorgung zu reagieren. Dabei sei beispielsweise das Benchmarking – der anonymisierte Vergleich von Wasserversorgungsunternehmen untereinander zur Aufdeckung von Schwächen im Unternehmen – ein wichtiger Teil der Modernisierungsstrategie einer nachhaltigen kommunalen Wasserversorgung. Dort, wo Benchmarking „gelebt“ werde, erfolgen nachweislich kontinuierliche Verbesserungen, wie Hermann Löhner an Praxisbeispielen verdeutlichte.
Alexander Faulhaber vom Büro Rödl & Partner griff das Thema Benchmarking auf und stellte seinem Vortrag unter das Motto „Miteinander reden, voneinander lernen“. Er bemängelte, dass das Instrument nicht ausreichend genutzt werde, obwohl es sowohl Behörden als auch Verbänden für die Stärkung einer leistungsfähigen kommunalen Wasserversorgung deutlich befürworten. Er widerlegte oft genannte Bedenken, erläuterte die Vorteile und stellte dem hohen Nutzen einem überschaubaren Aufwand gegenüber. Benchmarking sei mehr als ein Kennzahlenvergleich, so Faulhaber, und er zitiert Philip Rosenthal: „Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein“.
Axel Bauer, Sachgebietsleiter Wasserwirtschaft an der Regierung von Unterfranken, rundete die Themen des Wasserforums ab und stellte in seinem Vortrag die Frage: „Erholung in Sicht? Die aktuelle Grundwassersituation und was wir künftig erwarten“. Er stellte fest, dass der Klimawandel auch in Unterfranken angekommen ist und messbar sei. Die Monatstemperaturen in den letzten Jahren, von wenigen Ausnahmen abgesehen, lagen deutlich höher als im langjährigen Mittel 1981-2010. Zugleich sanken die Höhe der Winterniederschläge und die Grundwasserneubildungsraten in ganz Bayern. Niederschläge gehen häufiger in Form von lokal begrenzten extremen Starkregenereignissen nieder. In Unterfranken führte dies in etlichen Regionen zu einem deutlichen Rückgang der Grundwasserstände. Die Fallstudie Rhön des Bayerischen Landesamts für Umwelt prognostiziert bis 2035 ebenfalls eine weitere Verschärfung der Grundwassersituation. Bauer appelliert an die unterfränkischen Wasserversorger, die Wasserversorgungsbilanz 2035 als Grundlage zu nutzen, um ihre Anlagen zu überprüfen, rechtzeitig die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen und auf die Beratungsangebote der Wasserwirtschaftsämter zurückgreifen.